Sichtbare Peckerl im Exekutivdienst - geht das?

Sichtbare Peckerl im Exekutivdienst - geht das?
Dürfen Polizistinnen und Polizisten erkennbare Tätowierungen haben? Darüber wird nach einer Lockerung durch das Innenministerium diskutiert.
Elisabeth Holzer-Ottawa

Elisabeth Holzer-Ottawa

Dominik Schreiber

Dominik Schreiber

PRO

Eine schnelle Recherche  ergab: Jeder vierte Österreicher trägt laut Studie aus 2020 ein Tattoo irgendwo am Körper. (Die Autorin ebenso. Die Tätowierung erfolgte im zarten Alter von 43 Jahren, ein Geschenk des damals 81-jährigen Vaters übrigens.)

Das Alter derer, die ein Peckerl als persönlichen Körperschmuck schätzen, einmal beiseite geschoben: Weiterhin wie bisher nur  durch Kleidung  verdeckbare Tattoos zu erlauben hieße, sehr viele  Österreicher vom Exekutivdienst auszuschließen. Aus Prinzip  – und nicht, weil sie   durch die körperliche oder psychische Eingangsprüfung gerasselt sind.


Was sagen denn  chinesische Schriftzeichen oder das bunte Abbild eines Fabeltiers auf dem Unterarm, den Fingern oder  einem Teil des Halses aus? Vielleicht etwas über die Fantasie des Trägers oder der Trägerin,  aber nichts über dessen oder  deren Eignung für einen  speziellen Beruf. Zumal die meisten Tattoos in der Jugend gestochen werden: Will man  wirklich einen 23-Jährigen, der mit 18 Jahren tätowiert wurde,  von seinem Traumberuf abhalten?
Vielleicht mag ja ein Verkehrsteilnehmer  etwas irritiert sein ob eines Drachens am Hals des Uniformierten, der ihn  beim Schnellfahren erwischt hat. Soll er doch irritiert sein: Das Tattoo über dem Hemdkragen eines Beamten ist nämlich  weniger Problem für die Gesellschaft als Raser auf der Straße oder der Mangel an Polizeischülerinnen und -schülern. Reden wir doch lieber über Lösungen dafür  als über ein  buntes Peckerl am Polizistenunterarm.

Elisabeth Holzer-Ottawa

CONTRA

Falls die Polizei  einmal einen verdeckten Ermittler für die Hells Angels oder das Rotlichtmilieu sucht, dann wäre es vielleicht gut, wenn der Beamte tätowiert ist. Aber auf 99,9 Prozent der Polizeieinsätze trifft das nicht zu. Wollen wir wirklich um 3 Uhr in der Früh in einer dunklen Gasse einem Polizisten mit einem Gesichtstattoo wie Mike Tyson gegenüber stehen? Soll das vertrauenserweckend sein? Will man als Opfer eines Gewaltverbrechens von einem überall tätowierten Mann befragt werden?


Ein Tattoo stechen lassen kann man sich ab 18. Wer sich dafür entscheidet, will oft auch ein Zeichen setzen. Das sei jedem unbenommen, wie er das sieht. Ein bunter  Schmetterling am Schulterblatt, der Liebesbeweis am Oberarm oder sogar ein Geweih über dem Hintern ist ohnehin kein Hinderungsgrund mehr für den Polizeidienst.
Es geht also ohnehin nur um einen Bruchteil der Bevölkerung. Menschen mit Love und Hate auf den Fingern, ein Markenzeichen der Gefängnisinsassen, machen dann nächtliche Alkoholkontrollen im Straßenverkehr.
Die Polizei hat Nachwuchssorgen wie viele andere Branchen auch. Beamte müssen nicht mehr schwimmen können, den Sporttest schafft man mittlerweile als untrainierter Kettenraucher.


Das Herunterschrauben des Anforderungsprofils muss auch einmal ein Ende haben. Bald kann man die Unterwelt von der Polizei nicht mehr unterscheiden. Dem Image der Polizei wird das nicht gut tun.

Dominik Schreiber

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