Aber wir sind halt in Österreich: Auch wenn gerade der „Tag der Arbeit“ abgefeiert wurde, ist das größte Lockmittel doch noch immer die Frühpension. Folgerichtig hat die Bundesregierung ab 2026 eine Schwerarbeitsregelung für das Pflegepersonal angekündigt, obwohl seit der „Akademisierung“ der Pflege ohnehin viele Fachkräfte am liebsten am Computer Dokumentationen schreiben und den Dienst am Patienten an Hilfskräfte delegieren. Die Reform kostet mit 40 Millionen Euro zwar nicht die Welt, konterkariert aber dennoch gleich zwei Regierungsziele: den Budgetsparkurs und die dringend notwendige Erhöhung des (faktischen) Pensionsantrittsalters.
Das Ergebnis dieses Regierungsplans? Sofort haben sich etliche andere Branchen lautstark gemeldet und das Privileg einer Frühpensionierung ab 60 reklamiert. Und sind denn nicht tatsächlich Sanitäter (die manch adipösen Kranken tapfer treppauf, treppab schleppen), Spitalsärzte, Schweizerhaus-Kellner, Polizisten, Lehrer auch Schwerarbeiter? Genau diese zermürbenden Diskussionen gab es ja bereits, als die FPÖ in der schwarz-blauen Schüssel-Regierung etwas für die „Hackler“ tun wollte. Abgesehen davon tritt nun das „Genug ist nie genug“-Syndrom ein, sprich: Selbst die Betroffenen sind unzufrieden. Denn wer kommt denn schon bitte mit 60 auf 45 Berufsjahre, wovon in den letzten 20 Jahren zehn als Schwerarbeitsjahre geleistet werden mussten? Tja, Dankbarkeit ist eben keine politische Kategorie, wusste schon Bruno Kreisky.
Wobei ohnehin rätselhaft ist, warum diese Koalition bereits am Beginn ihrer Amtsperiode „Goodies“ verteilt, die der Staatshaushalt so gar nicht hergibt. Im Gegenteil: Der Fiskalrat hat gerade ein hartes Sparpaket und echte Strukturreformen eingemahnt. Aber vielleicht war es ein Tribut der ansonsten recht pragmatisch und angenehm unprätentiös wirkenden Sozialministerin Korinna Schumann an „ihre“ Rathaus-Roten vor der Wien-Wahl.
Gott sei Dank haben wir jetzt zwei Jahre keinen geplanten Urnengang. Zeit also für ernsthafte Politik ohne fragwürdige Geschenke, die am Ende die Wählerschaft ohnehin nie zufriedenstellen und einen weiteren ungedeckten Scheck für künftige Generationen bedeuten.
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