Anders ausgedrückt: Das Risiko, zu verunglücken, verdreifacht sich in nur zehn Lebensjahren. (Weil gerne die Jungen, Wilden angeführt werden: Ihr Risiko liegt laut Statistik bei 1,6 und sinkt bei 25-Jährigen auf 1,03. Ein 50-Jähriger kommt gar nur auf 0,47.) Die Zahlen sprechen also eine klare Sprache.
Warum also tun sich Ältere mit der Idee, in einem Test zu beweisen, dass sie beherrschen, was sie ohnehin behaupten zu beherrschen, emotional so schwer? Weil die Forderung eine Kränkung auslöst, weil mitschwingt: Du bist alt, du kannst das nicht mehr! Ganz unrichtig ist das nicht. Die Reaktionsfähigkeit lässt nach, Seh- und Hörvermögen sinken, die Beweglichkeit ist eingeschränkt. Eine ganz natürliche Folge des Älterwerdens. Sich das einzugestehen, schmerzt dennoch.
Vielleicht sind manche auch nicht so selbstsicher, wie sie vorgeben – und fürchten, durchzufallen. Wer im Alter (gerade in ländlichen Gebieten) aufs Auto angewiesen ist, hat dann ein echtes Problem. Dass jene, die sich selbst und andere gefährden, weiter hinterm Steuer sitzen, darf jedoch nicht die Lösung sein.
Christoph Schwarz leitet das Chronik-Ressort
CONTRA
Dass man eine ganze Altersgruppe unter Generalverdacht stellt und gesondert auf ihre Fahrtauglichkeit testen will, ist natürlich Humbug. Das wäre ja fast so, als würde man vermuten, dass alle Menschen mit Nachtjobs ständig müde, Menschen mit Kindern ständig gestresst und Menschen mit Übergewicht ständig zu träge wären, um ein Auto zu lenken. Das eine – seelischer Zustand, körperliche Attribute oder eben Alter – hat mit dem anderen, der Fahrtüchtigkeit, nicht unbedingt etwas zu tun.
Faktum ist, dass das Unfallrisiko älterer Menschen zwar steigt. Wenn man aber echte Gefährdungsgruppen identifizieren will, dann wären es die Fahranfänger, die sich oft überschätzen, Raser, oder Menschen unter Drogen- und/oder Alkoholeinfluss, von denen das größte Unfallrisiko im Straßenverkehr ausgeht. Hier sollte man besser hinschauen und schärfer kontrollieren.
Alter jedoch, zeichnet sich in der Regel durch viel Routine und Erfahrung, einen situationsangepassten Fahrstil und vorausschauendes Fahren aus. Ältere Menschen fahren vorsichtiger, mitunter auch langsamer – und daran ist nichts falsch. Vielmehr gilt, dass der allgemeine Gesundheitszustand zum sicheren Autofahren beiträgt.
Autofahrer jeden Alters sollten ihre Fahrfähigkeiten deshalb regelmäßig und auch selbstkritisch hinterfragen. Und vielmehr müssten auch Ärzte die Fahrtüchtigkeit all ihrer Patienten im Auge behalten, auch bei der Vergabe von beeinflussenden Medikamenten – und gegebenenfalls im Sinne der Sicherheit handeln.
Sandra Baierl leitet die KURIER-Mobilität
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