Österreich muss attraktiver für leistungsbereite Zuwanderer sein

Gardekommandant Markus Reisner verblüffte diese Woche mit einer Zahl. „Was glauben Sie, wie hoch der Anteil unserer Mitglieder mit Migrationshintergrund ist“, fragte er bei einer Buchvorstellung von Altkanzler Wolfgang Schüssel. 75 Prozent sind es bei der Elitetruppe des Bundesheeres, die das offizielle Österreich repräsentiert. „Diese sehen vielleicht optisch nicht so aus, wie Sie es erwartet hätten, sind aber fast ausnahmslos überaus brave und vor allem stolze Gardisten.“
Leider wird angesichts der niederschmetternden Reaktion vieler muslimischer Mitbürger auf die Situation in Nahost (und der damit einhergehenden Ängste vor einer Islamisierung) die Migration derzeit hauptsächlich negativ bewertet. Dabei ist sie notwendig, weil die „autochthonen“ Österreicher zu wenige Kinder bekommen und außerdem mühsame Arbeiten gerne an „Ausländer“ auslagern. Kein Spital, keine Baustelle, kein Wirtshaus, nicht einmal das Heer würde ohne Zugewanderte funktionieren. Und da reden wir noch nicht von Wissenschaft, Kultur und Sport, die immer schon positiv multikulturell waren.
Aber warum zieht Österreich zu oft die „Falschen“ an, statt jene, die dringend gebraucht würden? Weil die Republik für Ausländer insgesamt nicht „einladend“ wirke, meinte AMS-Chef Johannes Kopf bei derselben Veranstaltung. Die „richtigen“ Zuwanderer zu bekommen, könnte für Österreich also zu einer Überlebensfrage werden. Integration heißt fördern, aber auch fordern. So muss es endlich Konsequenzen für jene geben, die 2015 kamen und noch immer nicht ins Arbeitsleben integriert sind. Wer selbst nie einen Beitrag zum Land leisten muss, fühlt sich hier weder angekommen noch geschätzt und hat jede Menge Zeit, von einschlägigen Predigern in seinem Selbstmitleid über die böse Mehrheitsgesellschaft bestätigt zu werden.
Radikalisierung in Moscheen muss entschlossener bekämpft werden. Es darf keine Ausbreitung des politischen Islam in Österreich geben, der oft aus dem Ausland, vor allem der Türkei, gesteuert wird. Erstaunlich, dass gerade die dadurch am stärksten bedrohten Gruppen – christliche Kirchen, Homosexuellenvertreter und linke Feministinnen – hier so besonders naiv waren (und sind).
Wir brauchen viel mehr positive role models mit Migrationshintergrund, die an Schulen erzählen, dass man Muslim sein und das Existenzrecht Israels (sowie Frauenrechte) akzeptieren kann und muss. Die Rot-Weiß-Rot-Karte muss die bessere „Eintrittskarte“ als der Asylantrag sein. Auch städteplanerisch müssten Parallelgesellschaften verhindert werden. Die Zeit des Wegschauens ist vorbei, Probleme wurden viel zu lang geleugnet. Aber hinschauen muss man im Sinne des Garde-Chefs auch auf die vielen Beispiele eines gelungenen, völlig selbstverständlichen Zusammenlebens.

KURIER-Herausgeberin Martina Salomon
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