ÖH: Wenn die Wahlbeteiligung gering ist, muss der Mut wachsen
Die Wahlbeteiligung bei der heurigen Wahl zur Österreichischen Hochschülerschaft, die soeben zu Ende gegangen ist, ist mit 21,2 Prozent höher als beim vergangenen Mal – und trotzdem ist sie zu niedrig.
Nicht einmal ein Viertel der Studierenden hat seine Stimme abgebeben. Und das, obwohl alle dafür gerannt sind - amtierende und zukünftige ÖH-Funktionäre wie auch Vertreter aus der „richtigen“ Politik. Ja sogar Wissenschaftsminister Martin Polaschek, dem die ÖH bisher hauptsächlich (und zu Recht) ordentlich eingeschenkt hat, hatte zur Wahl aufgerufen.
Natürlich folgen nach dieser erneuten Wahlbeteiligungs-Pleite unweigerlich Analysen, woran es scheitere. Gefachsimpelt wird von Personen, die selbst schon seit Jahren und Jahrzehnten keinen Hörsaal mehr von innen gesehen haben.
Unfaires Lamento
Dabei droht ein schwerer Fehler. Die Versuchung ist groß, leicht betroppezt dreinblickend von der „goldenen Zeit“ zu erzählen, als man selbst studierte, als bis in die Morgenstunden politisiert wurde, als die ÖH-Wahl Ehrensache, ja moralische Studierendenpflicht war und so weiter, und so fort, man kennt das ja. Dem folgt dann in der Regel ein Lamento darüber, wie unpolitisch die Jugend sei, gefangen in einer Instagram- und Tiktok-Traumwelt.
Doch diese Herangehensweise ist so unfair wie zu kurz gegriffen, ist doch das immer geringer werdende Interesse an politischer Teilhabe längst nicht nur ein Problem der ÖH. Eine Politikverdrossenheit, die entweder im Nicht- oder im Protestwählen endet, macht sich zunehmend in der Gesamtgesellschaft breit.
Kopfschüttelnd auf die Studierenden zu zeigen und sich in Generationenpolemik zu ergehen, bringt da nicht viel. Immer, wenn Menschen das Gefühl haben, durch ihre Stimme nichts bewegen zu können, läuft etwas falsch. Und dann braucht es Mut.
Einerseits den Mut einer Institution, sich selbst zu hinterfragen, ob sie etwas falsch macht. Andererseits den Mut einer Gesellschaft, darüber nachzudenken, ob diese Institution vielleicht zu wenig Stellenwert und Durchgriffsmöglichkeiten hat, um als relevanter Player wahrgenommen zu werden. Und letztlich den Mut der Entscheidungsträger, daran gegebenenfalls etwas zu ändern.
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