Ausblick ins neue Jahr: Weltunordnung, nächste Runde

Der Krieg in der Ukraine könnte enden
Die gute Nachricht zuerst: Die USA sind nicht untergegangen, und auch Europa hält sich noch ganz passabel aufrecht – auch wenn in China und Russland und so manch anderen Ländern des Globalen Südens gerne die Geschichte vom Niedergang des ach-so-dekadenten Westens strapaziert wird.
Aber Tatsache ist: Die Idee von der alles dominierenden Supermacht USA – diese Illusion hat sich schon vor Jahren in Schall und Rauch aufgelöst. Die tektonischen Machtplatten haben sich verschoben. Und mit dem Selbstbewusstsein des neuen Giganten China, und des Putin’schen Russlands in dessen Windschatten, ist die Welt kein bisschen friedlicher geworden. In der wachsenden Rivalität zwischen Washington und Peking wird sich Europa wirtschaftlich zunehmend schwertun, sich rauszuhalten.
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Der russische Angriff gegen die Ukraine, die Drohungen Chinas gegenüber Taiwan, die Vertreibung von 120.000 Armeniern aus ihrer Enklave in Aserbaidschan – all diese Aggressionen wären vielleicht ohnehin geschehen.
Der Westen zögert
Doch das offensichtliche Zögern einer Weltordnungsmacht direkt einzugreifen – und damit ist der ganze demokratische Westen gemeint – haben Krieg und Vertreibung nur noch begünstigt.
Selbst bei ihrem engen Verbündeten Israel können sich die USA nicht durchsetzen: Mehr Rücksicht auf die Zivilbevölkerung in Gaza, wie es Washington einfordert, stößt bei Israels Regierung auf taube Ohren.
Gut möglich, dass der Krieg in der Ukraine heuer endet. Aber das nicht aus Überzeugung, dass es auch vonseiten des russischen Angreifers einen Weg in Richtung Frieden gibt.
Vielmehr dürften die USA und infolgedessen auch die EU ihre Unterstützung für Kiew zurückfahren – aus Müdigkeit, Erschöpfung, Unwillen. Und was dann wie ein Sieg für Russland und auch wie ein stiller Triumph für China aussehen könnte, wäre ein weiterer Beweis für die auch 2024 herrschende Weltunordnung.

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