Warum kleine Sorgen jetzt noch wichtiger sind als die großen

Warum kleine Sorgen jetzt noch wichtiger sind als die großen
Im Vergleich dazu waren 2021 und die Pandemie eigentlich ein Zuckerschlecken.
Laila Docekal

Laila Docekal

Heute früh gab es bei uns ein kleines Drama, weil meine Tochter lieber andere Socken anziehen wollte. Sie sträubte sich und leistete erbitterten Widerstand, bis ich nachgab und sie doch ihre Wunsch-Socken holen durfte.

Unterdessen plagt sich mein Umfeld mit anderen Sorgen: R. ist als Pendlerin mit den Spritpreisen überfordert. F. ruft ständig ihre Covid-kranke und alleine lebende Tochter an, um zu sehen, ob sie eh zurechtkommt. K. fürchtet sich davor, wie sehr die Raten seines variablen Kredits ansteigen könnten. M. hat nach einem Burn-out seinen Job verloren, H. seinen Vater. Und L. muss wegen Verdachts auf bösartige Krebszellen operiert werden.

Über alledem schweben auch noch die Gedanken rund um den nahen Krieg, seine vielen Betroffenen und die Angst vor den Auswirkungen auf unsere Wirtschaft und Gesellschaft. Wer bisher nicht vorgesorgt hat, überlegt jetzt vielleicht, sich für den Ernstfall mit Kurbelradio, Gaskocher und Notvorräten einzudecken. Im Vergleich dazu waren 2021 und die Pandemie eigentlich ein Zuckerschlecken.

Doch gleichzeitig geschehen auch kleine Wunder. Dinge, die passieren, weil sie eben so passieren, aber gerade in Zeiten wie diesen umso mehr Wertschätzung verdienen: M. hat ihr Baby zur Welt gebracht. P. kann endlich ausgehen, feiern und sich vielleicht mal wieder verlieben. I. und M. heiraten endlich. A. hat einen neuen Job, der sie erfüllt. Die Sonne gibt uns allen wieder mehr Wärme und lässt die Natur erwachen.

Klar, all das kann die Sorgen nicht auflösen. Aber es gibt sie eben auch, die Freude und die Leichtigkeit. Jetzt ist es wichtiger denn je, sich von den Sorgen nicht erdrücken zu lassen und ins Helle zu schauen. Manchmal hilft es auch, einfach die richtigen Socken anzuziehen.

laila.docekal@kurier.at

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