Über das Müssen
So geht es mir seit meinem letzten Treffen mit K., mit der ich alle paar Monate plausche. Über den Alltagsstress, die vielen Erledigungen, aktuelle Pläne und Ideen oder auch einfach über das Leben. Da fiel diesmal dieser Satz, über den ich seither nachdenke: Du sagst sehr oft „müssen“ – alles, was man muss, löst innerlich einen Druck aus.
Ich antwortete salopp: Ja ich weiß, ich muss mich mehr entspannen. Mein Mann hat mir sogar mal eine Massage gebucht, aber wenn ich dann da hin muss, liege ich dort und denke darüber nach, was ich als nächstes alles erledigen muss. Da fiel es mir dann selbst auf. Ganz schön viel „muss“.
Hmm. Ganz schön anstrengend, ständig Dinge tun zu müssen, statt sie tun zu wollen oder sich gar darauf zu freuen. Der Druck des Muss löst automatisch innerlich einen Gegendruck aus – und das stresst, kostet Energie und macht müde.
Ich wagte also ein Experiment und beschloss, das Muss für eine Weile aus meinem Wortschatz zu streichen. Aus „Ich muss mein Kind vom Kindergarten abholen“ wurde „Ich gehe jetzt mein Kind abholen“ und aus „Ich muss noch Wäsche waschen“ wurde „Ich erledige noch schnell die Wäsche“.
So hakte ich Schritt für Schritt Dinge von meiner To-Do-Liste ab – ohne Muss – und siehe da, sie fühlten sich plötzlich tatsächlich leichter an. Ich wage sogar zu behaupten, dass ich mich nach einer Weile freute, den nächsten Punkt anzugehen.
Als hätte sich ein Schalter umgelegt, waren die erdrückenden Muss-Aufgaben weg und ich hatte auf einmal Zeit Dinge zu tun, auf die ich Lust hatte.
Manchmal ändert man nur ein Wort in seinem Sprachgebrauch und es ändert nachhaltig, wie sich der Alltag anfühlt.
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