Finnisch, Excel und andere Dinge, die fast niemand kann

Finnisch, Excel und andere Dinge, die fast niemand kann
Hat jemand bei der SPÖ in seinem oder ihrem Lebenslauf geschummelt? Es gilt die Unschuldsvermutung.
Agnes Preusser

Agnes Preusser

Wer in seinem Lebenslauf noch nie ein kleines bisschen übertrieben hat, der werfe den ersten Stein. Eine mit mir näher verwandte Person (Name der Redaktion bekannt) hat etwa einst bei den angegebenen Finnisch-Kenntnissen „vergessen“, als Zusatzangabe „sehr rudimentär“ dazuzuschreiben. Schweißausbrüche gab es dann kurz vorm Bewerbungsgespräch, als sich rausstellte, dass der zukünftige Chef aus Skandinavien stammte. Glücklicherweise aber aus Schweden, der Schwindel flog nie auf.

Auch wird des Öfteren damit übertrieben, wie trittsicher man in der EDV-Welt ist. Die eigenen Fähigkeiten bei Photoshop oder Powerpoint werden nur allzu gern als „sehr gut“ bezeichnet. Warum auch nicht? Meist kann man die kleinen Betrügereien im laufenden Betrieb verheimlichen – und in den Fällen, wo das angebliche Können gefragt ist, nette Kollegen ins Vertrauen ziehen und um Hilfe bitten.

Nicht zu vergessen: Google. Schnell die Frage „Wie bearbeite ich ein Foto?“ eintippen und schon bekommt man hilfreiche Tutorials geliefert. Das funktioniert allerdings nur, wenn man nicht unter Zeitdruck ist. Oder anders ausgedrückt: Am SPÖ-Parteitag ist sich das Googeln von „Wie geht eigentlich Excel?“ wohl nicht mehr ausgegangen.

Anders ist die falsche Verkündung des Siegers – Hans Peter Doskozil statt Andreas Babler – wohl nicht zu erklären. Ob die Verantwortlichen in ihrem Lebenslauf geschummelt haben, ist unklar. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Neben Spott und Häme haben die Roten jetzt aber auch eine Jahrhundertchance. Endlich haben sie – die traditionelle Arbeiterpartei – ein zeitgeistiges Thema, das unzählige Menschen trifft und die Partei mehr als authentisch vertreten kann: Die Angst des Angestellten vor der Excel-Tabelle.

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