Eine kleine Geschichte vom Flohmarkt, der keiner mehr sein durfte
Es war einmal ein Flohmarkt. Der funktionierte sehr gut. So gut, dass sich viele Menschen den Termin sehr dick und sehr rot in den Kalender eintrugen. Die Menschen freuten sich auf die zwei Flohmarkt-Wochenenden im Jahr, denn die Ware war gut, viel und billig. Es gab Musik, etwas zu essen und immer auch ein bisschen Alkohol. Zwischen 100.000 (!) und 125.000 (!!) Besucherinnen und Besucher kamen 2019.
Denn der Flohmarkt, der war nicht nur ein Ort, um schnell und günstig etwas einzukaufen. Er war ein Ort des Zusammenkommens, eine Grätzel-Veranstaltung mit Gassenfest-Charakter. Seit 1983.
Aber den Neubaugassen-Flohmarkt gibt es nicht mehr. Er heißt jetzt „Flaniermarkt in der Neubaugasse“ – und soll weniger ein Rausverkauf sein, den die Geschäftsleute veranstalteten, sondern mehr ein „Markt für Genuss, Kultur und Design“. Zum neuen Namen bekam er ein neues Logo: statt der Kuh (für die kuhle Neubaugasse) mit einem Leguan (für die farbenfrohe Neubaugasse).
Wer sich trotz Umbenennung nach dem Neubaugassen-Flohmarkt erkundigt, wird ermahnt. Flaniermarkt heißt das! Die Zeiten des „gruseligen“ Flohmarkts seien vorbei. Kurt Wilhelm, neuer Obmann der IG Kaufleute Neubaugasse, drückt sich vornehmer aus: Der Flaniermarkt sei jetzt „ein bisschen weniger Langos-Buden, dafür ein bisschen mehr Risotto zum Selbermachen.“
Der neue Obmann ist auch für das neue Image verantwortlich. Das ist „ganz in meinem Sinne“, wie Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) wissen lässt. (Er hat es gern „ein bissl cooler, ein bissl moderner“.) Aber nicht im Sinne aller Geschäftsleute.
Und offenbar auch nicht im Sinne der Besucher: Zum Flaniermarkt im Herbst kamen nur 70.000.
Ein bisschen mehr Langos und ein bisschen weniger Schi Schi – das würde auch dem 7. Bezirk mittlerweile ganz guttun.
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