Trump will einen Waffenstillstand in der Ukraine, weil mit einem Ende der Kämpfe für die USA gute Geschäfte zu holen wären. Stichwort: Rohstoff-Deal, und auch mit Russland könnten die USA, nach einem Ende der Sanktionen, wieder lukrative Abkommen aushandeln.
Es geht also ganz banal ums Business. Was den US-Präsidenten und dessen Begleitchor so ärgert, ist die Tatsache, dass der ukrainische Präsident Selenskij sich nicht vor dem Herrn im Weißen Haus bäuchlings in den Staub wirft und sich nicht für einen neo-kolonialen Rohstoff-Deal bedanken will.
Der Streit, den der US-Präsident und dessen Vize JD Vance Freitag vor laufenden Kameras vom Zaun brachen, war würdelos, empörend und grausam gegenüber einem Präsidenten und dessen ganzes Volk, die ohnehin schon schwer gedemütigt sind.
Aber wenn wir schon bei den simplen Wahrheiten sind: Die Ukraine hat tatsächlich kaum andere Chancen, aus dem Krieg herauszukommen, als mit Hilfe des für sie äußerst unvorteilhaften Deals mit der USA.
Denn stoppt Trump wie angedroht alle Unterstützung an Kiew, wird das Europa nicht ersetzen können – es nicht einmal wollen. Schon seit dem Vorjahr war ersichtlich, dass der Krieg, sofern die militärische Hilfe nicht noch massiv ausgeweitet würde, für die Ukraine verloren ist. Doch ausgesprochen hat es niemand, kein Spitzenpolitiker konnte von den großartigen Versprechen ("Die Ukraine muss EU-Mitglied werden") zurück.
So gesehen ist Trump der Erste, der die Realität ausspricht. Aber man sollte sein skrupelloses Vorgehen nicht als Realpolitik verstehen – sondern nur als rücksichtlosen Zug seines „America-First“-Kurses.
Wenn die Ukraine jetzt nicht völlig untergehen soll, muss sie tatsächlich auf Europa hoffen. Dafür müssen die europäischen Staatenlenker aber erst einmal alles darauf setzen, sich von Trump nicht auseinanderdividieren und schwächen zu lassen.
An Trumps Vorgehen ist zu sehen: Ernst nimmt der US-Präsident nur starke Gegner – Putin oder Xi Jinping. Wehe also Ukraine, wenn es in diesen Tagen der Entscheidung nicht endlich einen robusten Plan präsentiert, wo Europas Beitrag für einen halbwegs lebbaren Frieden in der Ukraine liegt. Auch im Sinne des eigenen, europäischen Überlebens.
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