Miteinander weltmeisterlich

++ HANDOUT ++ FUSSBALL: ÖFB-TRUPPE ZOG MIT 2:0 GEGEN ITALIEN INS U17-WM-FINALE EIN
Österreichs U17-Fußballnationalteam kann im WM-Finale Geschichte schreiben. Der Erfolg wirkt weit über den Spielfeldrand hinaus.
Peter Gutmayer

Peter Gutmayer

Österreich Weltmeister? Das hört sich sehr ungewohnt an – zumal es nicht um den Skisport geht, sondern um Fußball. Noch ist es nicht geschafft, doch die U17-Nationalmannschaft ist ganz nah dran. Nur Finalgegner Portugal kann die Sensation bei der WM in Katar verhindern.

Als Riesenerfolg kann das Turnier auf jeden Fall bezeichnet werden – egal, wie das Endspiel ausgeht. Dass jetzt manche abwinken und meinen, es sei ja „nur“ die U17, ist genauso typisch österreichisch wie falsch. Das „nur“ können wir uns im kleinen Österreich gar nicht leisten. Völlig gleichgültig, ob U2 oder U17 – einen Finaleinzug bei einer Weltmeisterschaft hat es noch nie gegeben. Und wer weiß, ob und wann es ein österreichisches Team wieder so weit schaffen wird.

Die jungen Hauptdarsteller wissen noch gar nicht, was sie da erreicht haben. Sie leben fernab der Heimat das rot-weiß-rote Wüstenmärchen. Realisieren, was sie geschafft haben, werden sie erst viel, viel später. Ja, sie sind erst 17 Jahre jung, da kann noch viel passieren. Gewiss ist aber, dass Johannes Moser und seine Kollegen die Wochen in Katar niemals vergessen werden. Und sie werden als Boost dienen. Als Boost für die wichtigsten Jahre in ihren Fußball-Karrieren.

Vereine stehen in der Pflicht

In den nächsten zwei, drei Jahren wird sich entscheiden, ob diese jungen Männer den Sprung in den Profifußball schaffen werden. Aktuell spielen die meisten von ihnen noch in Akademien, nur ein paar haben bereits erste Gehversuche im Erwachsenenfußball machen dürfen. Es wird nicht nur an ihnen liegen, ob sie es schaffen – auch die Vereine stehen in der Pflicht, müssen den Talenten Chancen geben.

Als Beobachter muss man auch danke sagen. Danke für die spannenden Stunden vor dem Fernseher, für die positive Energie in der für viele schwierigen Zeit. Apropos: Die Zeiten wären vielleicht nicht so schwierig, würden sich manche auch abseits des grünen Rasens ein Beispiel an jenen Teenagern nehmen, die in Katar gerade rot-weiß-rote Fußball-Geschichte schreiben.

Kein Interview, in dem nicht betont wird, wie wichtig der Zusammenhalt im ÖFB-Team ist. Hauptverantwortlich dafür ist Teamchef Hermann Stadler. Ausgerechnet er, der von vielen Experten bereits abgeschrieben war („zu alt“, „nicht mehr zeitgemäß“). Mag alles sein, aber: Stadler hat genügend Experten um sich – und seine Mannschaft spielt so modern, wie es auch A-Teamchef Ralf Rangnick gefällt.

Was Stadler unschlagbar macht, ist seine Menschlichkeit. Das hat er seinen Spielern weitergegeben, das hat die Mannschaft erfolgreich gemacht, das macht Hoffnung für die Zukunft. Auf und neben dem Fußballplatz.

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