Hoffen, dass Trump Kurs hält

US President Trump meets Ukraine's President and European leaders at White House
Nach 2014 und 2022 noch einmal darauf zu vertrauen, dass sich Russland an Vereinbarungen hält, wäre töricht.
Armin Arbeiter

Armin Arbeiter

Aufatmen in einigen europäischen Hauptstädten. US-Präsident Donald Trump hat den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij nur einmal scherzhaft gefragt, ob er denn einen Anzug trage – und tatsächlich trug dieser so etwas wie einen Anzug, um nicht noch einmal so vorgeführt zu werden wie im Februar. Emmanuel Macron antwortete artig mit „Mister President“, nachdem ihn Trump „Emmanuel“ genannt hatte, auch Mark Rutte durfte sich freuen: Trump nannte ihn einen „großartigen Anführer und Gentleman“. Und Friedrich Merz konnte tatsächlich seiner Meinung Ausdruck verleihen, dass ein Waffenstillstand notwendig sei. Trump widersprach ihm zwar – aber zumindest nicht direkt, und er lobte dafür seine Bräune. Ein Erfolg auf ganzer Linie.

Dass ein Waffenstillstand oder gar Frieden in der Ukraine plötzlich realistisch ist, ist grundsätzlich eine gute Nachricht. Ebenso, dass die Diplomatie – zu Trumps Bedingungen – an Fahrt aufnimmt. Und die Realität auf dem Schlachtfeld zeigt, dass die Ukraine auf Gebiete verzichten wird müssen. Aufgrund der schwachen Unterstützung durch den Westen und der starken Unterstützung Russlands durch Nordkorea, China, Indien und den Iran ist Russland auf dem Vormarsch. 

Über den Preis für den Frieden ist allerdings noch wenig bekannt: Wer stellt Sicherheitsgarantien? Wie sollen diese Sicherheitsgarantien aussehen? 25.000 Soldaten der europäischen NATO auf ukrainischem Boden? Selbst wenn der Kreml dies am Ende doch gestatten würde – denn derzeit gibt es ein klares Nein dazu –, wäre diese Anzahl an Soldaten zu wenig, um einen Frieden zu garantieren. 

Sollte – wie Trump am Dienstag sagte – es tatsächlich US-Luftunterstützung als Sicherheitsgarantie geben, wäre das ein starker Schritt. Starke Sicherheitsgarantien – das zeigt die Geschichte der Ukraine – braucht Kiew, will es seine Souveränität behalten. Nach 2014 und 2022 noch einmal darauf zu vertrauen, dass sich Russland an Vereinbarungen hält, wäre aus Kiewer Sicht töricht. Und was, wenn Trump sein Amt 2029 an einen US-Präsidenten übergibt, der in Putins Augen ähnlich schwach ist wie ein Joe Biden? Und auch hier ist fraglich: Bleibt Trump in Zukunft konsequent? Seit seinem Amtsantritt brachte er bereits viele Drohungen gegen Russland ins Spiel, keine setzte er um. Was, wenn er in den nächsten Tagen seine Meinung ändert?

Dass während der amikalen Pressekonferenz im Weißen Haus einmal mehr strategische Bomber Russlands aufstiegen, um ukrainische Städte zu bombardieren, zeigt, wie sicher sich ein Putin fühlen muss. Sollte es tatsächlich in den kommenden Wochen zu einem Treffen Trump-Putin-Selenskij kommen, wird Letzterer einmal mehr darauf hoffen müssen, dass Trump ihn und die Ukraine nicht doch noch ein weiteres Mal demütigt.

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