Dabei war die EU vor gar nicht so langer Zeit eine Wirtschaftsmacht auf Augenhöhe. Aber in vielen Ländern – speziell Deutschland und Österreich – hat man lieber „Moralapostel“ gespielt. Das ist eh recht redlich, aber während man hierzulande mit dem Lastenfahrrad die Welt retten will, setzt man in Asien auf Highspeedzüge und Green Tech.
Europa wird kaum mehr ernst genommen: ein Museum mit netter Kulinarik und schönen Künsten. Das Potenzial wäre aber noch da: Viele europäische Länder, auch Österreich, haben großartige Unternehmen mit noch immer gut ausgebildeten Mitarbeitern, auch wenn das Schulniveau gerade gefährlich erodiert. Die österreichische Lehrlingsausbildung ist ein Exportschlager, genauso wie unsere touristische Ausbildung: Es gibt kaum ein internationales Spitzenhotel ohne Österreicher. Das demokratische Fundament wird von populistischen Parteien unterspült, ist aber noch immer stark. Der Sozialstaat ist Spitze, aber wir können ihn uns nur noch durch massive neue Schulden leisten und benötigen Zuwanderung in den Arbeitsmarkt, statt ins Sozialwesen.
Viele europäische Länder (ja, besonders Österreich) bräuchten ein wenig vom Nationalstolz, von der Freiheitsliebe, vom Ehrgeiz der Amerikaner. Und etwas vom Aufstiegswillen und Fleiß der Asiaten. Die chinesische Ellbogengesellschaft und die amerikanische Selbstüberschätzung können uns allerdings gestohlen bleiben.
Die Europäische Union ist noch immer Sehnsuchtsort und manchmal Vorbild – sollte die jetzigen Verwerfungen aber als Weckruf betrachten. Trumps Unberechenbarkeit hat auch die USA in eine Krise gestürzt. Er hat es geschafft, das System des weltweiten Wirtschaftens und Handels und das Finanzsystem binnen weniger Wochen an den Abgrund zu führen. Hohn und Spott sind nicht angebracht. Auch ein taumelndes Amerika hat die Kraft, den Rest der Welt ins Chaos zu stürzen.
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