Song-Contest-Entscheid: The Wiener Takes It All

++ THEMENBILD ++ WIEN RICHTET DEN EUROVISION SONG CONTEST 2026 AUS: WIENER STADTHALLE
Man muss sich an den Gedanken gewöhnen, dass der Song Contest 2026 gute Laune nach Wien bringt. Nicht nur das wird eine Herausforderung.
Georg Leyrer

Georg Leyrer

Freude wird in Wien ja bekanntlich nur verklausuliert und unwillig geäußert, weil wo kommen wir denn sonst hin. Dass nun also der Song Contest zum dritten Mal in der Hauptstadt stattfinden wird, wird bis zum 16. Mai mit Gemurre – Die vielen Leute! Was das kostet! Brauchen wir das? – begleitet werden.

Ab dem 17. Mai dann wird der Song Contest 2026 im Rückblick besonders schön gewesen sein.

Dass im kommenden Frühling, wenn auch nicht alles viel besser sein wird als jetzt, die Stadt im Banne junger, eventuell weltoffener, vielleicht auch teils außerhalb der Hetero-Ehe lebender, singender und tanzender Menschen stehen wird, das wird jene aufregen, die so etwas immer aufregt. Und von jenen politisch schief beäugt werden, die Empörungsgründe für ihr Geschäft brauchen. Es wird aber der Stadt und dem Land eventuell auch guttun. Man erinnert sich noch an die Stimmung 2015 – wie bei einer Fußball-EM, aber achtsam und bunt.

Den Grant verderben lassen

Wenn sich auch 2026 für ein paar Tage die Aufmerksamkeit weg von Budgetloch, Krieg, Krise und Politskandal auf die mehr oder weniger geglückten Gesangsdarbietungen richten wird, dann wird sich zwar der gelernte Wiener auch nicht seinen Grant verderben lassen. Aber sich vielleicht heimlich doch von der mitgebrachten Bereitschaft der Anreisenden zur guten Laune anstecken lassen und ein paar Tage positiver gestimmt sein als sonst.

WIEN RICHTET DEN EUROVISION SONG CONTEST 2026 AUS: JJ

Der Musikbewerb zahlt jedenfalls direkt in den weltweiten Status von Wien als Musikstadt ein, der hierzulande gern als Klischee abgetan wird, aber ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für das ganze Land ist. Den Millionenkosten des Events stehen Einnahmen gegenüber, da wird es dann Studien geben, dass diese viel höher sind als die Ausgaben. Auch wenn man Umwegrentabilitätsberechnungen nicht immer ganz für bare Münze nehmen muss – das Budgetloch in Wien oder das im Bund würde sich auch dann nicht füllen, wenn es keinen Song Contest gäbe.

Diskussion um Teilnahme Israels

Es gibt, natürlich, ernsthafte Herausforderungen. Die Taylor-Swift-Absage wird den Veranstaltern in den Knochen stecken. Sicherheit vor den Extremisten unter jenen, die sich vom Spektakel weltanschaulich herausgefordert sehen, wird ein Riesenthema werden. Und die letzten beiden Ausgaben waren von einer giftigen Diskussion um die Teilnahme Israels überschattet, geführt nicht zuletzt von Teilnehmern. Der ORF und Wien brauchen hier ein wirklich glaubwürdiges und reaktives Konzept, um nicht so hilflos zusehen zu müssen wie Malmö und Basel, wo Pro-Palästina-Aktivisten sogar auf die Bühne klettern wollten.

Eines aber ist jetzt auch schon klar: Spätestens am 18. Mai 2026 weiß man eh nicht mehr, wie der Siegersong geklungen hat. Und das allein ist ja schon mal gut.

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