Wie man Ältere in Österreich im Job hält

Rein theoretisch ist die Idee bestechend: Damit sich Unternehmen nicht bei jeder Sparwelle der teuren 50-plus-Arbeitnehmer entledigen, sollte es eine Älteren-Quote in Betrieben geben, fordert die Sozialministerin und Gewerkschafterin Korinna Schumann. Logisch, dass der Deregulierungsstaatssekretär und ehemalige Wirt Sepp Schellhorn über diesen – koalitionsintern unabgesprochenen – Vorschlag mäßig begeistert ist, weil das wieder neue Bürokratie bedeuten würde.
Natürlich bräuchte es ein Gesamtpaket mit echten, vor allem steuerlichen Anreizen, damit Menschen länger in Beschäftigung bleiben (dürfen). Wahrscheinlich kann mittlerweile selbst ChatGPT individuell ausrechnen, dass länger arbeiten als unbedingt nötig kaum lohnt. Niedrigverdiener laufen Gefahr, in die nächsthöhere Progressionsstufe zu fallen und allerlei Sozialleistungen zu verlieren. Besserverdiener mit genügend Versicherungszeiten bekommen am Ende auch kaum mehr Pension. Immerhin gibt es ab 2026 die Möglichkeit zur Teilpension, um reduziert weiterzuarbeiten. Und die Koalition hat eine Flat Tax für den Zuverdienst in der Pension von 25 Prozent ab 2026 angekündigt. Aber da ist wiederum die SPÖ skeptisch, die das für unfair gegenüber kleineren Pensionen hält. (Wobei Pensionen unter 1.600 Euro ohnehin steuerfrei sind.)
Den heikelsten Punkt wagt bisher niemand anzusprechen: Damit Ältere eine Chance am Arbeitsmarkt haben, müsste man das „Senioritätsprinzip“ angreifen (automatische Gehaltsvorrückungen je nach Alter). Auch die Spruchpraxis der Sozialgerichte ist zu überdenken, weil Kündigungen Älterer meist als sozialwidrig eingestuft werden, weshalb Firmen lieber auf Neuanstellung von „Alten“ verzichten, was wiederum die berufliche Mobilität von Arbeitnehmern einschränkt: ein Teufelskreis.
Die Demografie wird Unternehmen aber wahrscheinlich ohnehin zwingen, vermehrt auf Ältere zurückzugreifen. Denn die leistungsbereiten „Boomer“ werden gerade von der Work-Life-Balance-Generation abgelöst. Und für manche Bereiche (von Pflege bis Tourismus) rücken im Inland überhaupt zu wenig Arbeitswillige nach.
Den Beweis, dass man über das Thema Pension hierzulande leider nicht ernsthaft diskutieren kann, lieferte diese Woche die WIFO-Ökonomin und Leiterin der Alterssicherungskommission (!) Christine Mayrhuber. „Wir fahren bei der Anhebung des Frauenantrittsalters und der Korridorpension ein Höllentempo“, meinte sie gegenüber der Krone. Die späte Angleichung des ASVG-Frauenpensionsantrittsalters an das der Männer stammt übrigens noch von Johanna Dohnal. Bis zum Vollausbau 2033 waren satte 41 Jahre Zeit. Höllentempo? Oder meinte die Expertin vielmehr: „Zur Hölle mit allen Reformen“?
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