Absurder Flirt mit dem Kommunismus

Fahren Sie einmal mit dem Zug von Wien nach Prag. Es wird Ihnen Zweierlei auffallen: Erstens, dass die Europäische Union, die den Wirtschaftsstandort seit Jahren mit tausenderlei Klimaauflagen quält, beim Haupt-Ökoprojekt in Wahrheit gescheitert ist: moderne, schnelle, transnationale Verbindungen auf der Schiene zu schaffen. Und da reden wir noch gar nicht von (pünktlichen!) Highspeed-Zügen, wie sie etwa in Japan und China unterwegs sind. Hauptschuld daran sind vor allem Egozentrik und Ignoranz der Nationalstaaten.
Bei so einer Zugfahrt fällt aber noch etwas auf: die Reste des verheerenden kommunistischen Regimes – Industrieruinen, verwahrloste Landschaften –, die so viele Jahre nach dem Ende des Eisernen Vorhangs noch immer wie eine Art Mahnmal an weniger glückliche Zeiten erinnern. Wer sich nur in den (auch dank EU) herausgeputzten Innenstädten des ehemaligen Ostblocks aufhält, bemerkt es nicht. Prag, aber auch Budapest prunken mit dem historischen, natürlich vorkommunistischen Erbe.
Man hat ja auch vergessen, warum das mächtige, reiche Deutschland in manchen Bereichen eine so jämmerliche Infrastruktur – ja genau, auch beim Bahnverkehr! – hat: weil Hunderte Milliarden in den Wiederaufbau des durch den Kommunismus ruinierten Ostens geflossen sind. Wie zynisch, dass genau dort die rechte AfD und die kommunistische Linke besonders hohen Zulauf haben.
Und wie absurd, dass der Kommunismus auch in Österreich fröhliche Urständ’ feiert, obwohl sich das aktuelle Russland zunehmend auf diese dunkle Vergangenheit beruft und einen brutalen Krieg mit wahrscheinlich Hunderttausenden Opfern führt. Kritiker werden weggesperrt, stürzen „zufällig“ aus Fenstern oder werden wie Alexej Nawalny ermordet. Einen freien Journalismus gibt es nicht. Dennoch ist diese Ideologie bei der angeblichen Elite unseres Landes attraktiv. Zur kürzlich abgehaltenen Hochschülerschaftswahl sind gleich drei kommunistische Listen angetreten. Gemeinsam kamen sie auf zehn Prozent. Ist es „Radical Chic“? Dieser ist vor allem bei den Kunstunis angesagt: An der Angewandten und der Akademie der bildenden Künste in Wien kamen die Listen auf fast 50 Prozent.
Wenigstens ist Wien nicht Graz geworden: Bei der Gemeinderatswahl hat die KPÖ mit vier Prozent den Einzug in den Landtag verfehlt. Die Partei präsentierte sich im Wahlkampf mit jungen, freundlichen, „unverbrauchten“ Gesichtern. Aber die historisch immer gescheiterten Konzepte sind die gleichen geblieben. Hallo Schulen, hallo Universitäten! Hier wartet eine Bildungsaufgabe auf euch! Und eine weitere, wenn man die Aussagen des jungen Songcontest-Siegers „JJ“ über Israel hört, der sich damit nachträglich leider peinlich „disqualifiziert“ hat. Zero Points!

KURIER-Herausgeberin Martina Salomon
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