Klimaschutz als globaler Intelligenztest: Warum wir scheitern

Hurricane Milton advances towards Florida in a view from the International Space Station
Die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad dürfte gescheitert sein. Dabei lägen alle Lösungen am Tisch. Was schaffen wir?
Bernhard Gaul

Bernhard Gaul

Heute Nacht traf in Florida der zweite schwere Hurrikan innerhalb von drei Wochen an Land. Erwartet werden Sturmböen jenseits von 200 km/h und eine Sturmflut.

Nichts davon ist inzwischen ungewöhnlich, das ist das neue Normal, die Ursachen sind bekannt. Nachzulesen im ersten Teil des Sachstandsbericht des Weltklimarates von 2021, wo 14.000 Studien als Vorlage für den 4.000-seitigen Bericht zu den „physikalischen Grundlagen des Klimawandels“ zusammengefasst wurden.

Die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad dürfte gescheitert sein, was absehbar war. Die Frage ist, welche Erwärmung wir sehenden Auges zulassen werden. Wir steuern auf 3 Grad plus zu und eine Erde, wie wir sie nicht kennen (wollen).

Durch den menschengemachten Klimawandel wird das seit zwölftausend Jahren ziemlich stabile Weltklima zunehmend instabil, die Intensität von Extremwetterereignissen – wie Hitzewellen, Dürren, Wirbelstürme oder Hochwasser – nimmt zu und wird weiter zunehmen. Siehe Österreichs „Jahrhunderthochwasser“ von 2002, 2013 und nun 2024. Das letzte vom September kostet Österreich übrigens zumindest 1,3 Milliarden Euro, berechneten ASCII-Direktor Peter Klimek und WIFO-Ökonom Klaus Friesenbichler.

Wenig sinnvoll sind Debatten, warum dann bei der Nationalratswahl mit der FPÖ eine Partei die relative Mehrheit bekommen hat, die den Klimawandel inzwischen zwar als Fakt anerkennt, nicht aber, dass dieser vom Menschen verursacht wird. Wahlforscher Christoph Hofinger analysierte, dass eine „sehr große Mehrheit“ der Österreicher den Klimawandel sehr wohl als menschengemacht und sehr großes Problem ansieht. Das Klimathema war laut Hofinger in diesen an Krisen wahrlich nicht armen Zeiten einfach nur weit hinten.

Jedoch: Die Wähler sind ja nicht blöd, das Klimathema ist ein globales Problem, und Asien und Amerika geben einem nicht das Gefühl, dass ein Umdenken stattfindet. So bleibt nur die Sorge, dass ein persönlicher Verzicht wenig bringt, E-Autos nicht weit genug fahren und der EU-Klimaschutz nur zu einem globalen Wettbewerbsnachteil führt. Pfeif auf unsere Kinder und Kindeskinder. Siehe „Autoland Österreich“ oder der für Nehammer fehlende „Beweis für eine Klimaapokalypse“.

Dabei wäre es ganz einfach: Raschestmöglich auf alle fossilen Brennstoffe verzichten und alle Technologien fördern, die das CO2 wieder aus der Atmosphäre holen. Das wird mehr als einhundert Jahre in Anspruch nehmen, in der Hoffnung, in der zweiten Hälfte des 22. Jahrhunderts wieder eine CO2-Konzentration in der Atmosphäre zu haben, die das Klima wieder stabilisiert. Es ist also ein Intelligenztest für uns Erdenbürger. Und so, wie es aussieht, scheitern wir aus Egoismus und Gleichgültigkeit.

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