Neue Kriegsführung: Was die Nahost-Eskalation für Europa bedeutet

Mit dem Angriff Israels auf den Iran steht fest, was man ohnehin längst ahnte und befürchtete: Wir befinden uns in einem Krieg der Welten. Der mit atemberaubender Präzision ausgeführte Schlag Israels gegen die Islamische Republik ist nicht ohne Einverständnis Amerikas geschehen, wie man auch an der wie üblich martialischen Reaktion Trumps erkennt.
Wer Israel kritisiert, sollte nicht vergessen, dass sich der Iran gerade gegen alle internationalen Abmachungen anschickte, zur Atommacht zu werden, seine eigene Bevölkerung terrorisiert, und auch Israel-feindliche Terrororganisationen wie die Hamas und die schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen unterstützt, die Handelsschiffe im Roten Meer attackieren. Zu Recht betrachten nicht nur die USA die Achse Russland-China-Iran (und Nordkorea) mit wachsender Sorge.
Was das für Europa bedeutet?
Die Anschlagsgefahr (vor allem gegen israelische und US-Einrichtungen) wächst. Der Ölpreis steigt. Unumgänglich ist der Ausbau von europäischen Abwehrsystemen und Bunkern zum Schutz der Bevölkerung. Neben der militärischen ist aber ebenso die geistige Landesverteidigung wichtig.
Angesichts der innovativen Kriegsführung Israels und auch der Ukraine erkennt man, dass nicht mehr Panzer, sondern Drohnen und intelligente Systeme erfolgreich sind. Was wiederum bedeutet, dass die überregionalen Forschungsaktivitäten auf diesem Gebiet in der Europäischen Union ausgebaut werden müssen. Angesichts eines unzuverlässig gewordenen amerikanischen Partners ist auch „Informationssouveränität“ wichtig. Ohne US-Geheimdienste hätte es in Wien einen verheerenden Anschlag auf ein Taylor-Swift-Konzert gegeben. Aber in Österreich hat Datenschutz (außer in parlamentarischen Untersuchungsausschüssen) ja oberste Priorität, was nicht nur bisher die Überwachung von Messenger-Diensten verhinderte, sondern fatalerweise dazu geführt hat, dass die „psychische Untauglichkeit“ des Grazer Attentäters fürs Heer unbekannt blieb und er den zivilen Test für die Waffenbesitzkarte schaffte.
Doch zurück zum hybriden Krieg. Er ist auch bei uns schon lange da: in Form von Cyberattacken und Desinformationskampagnen im Netz. („Schurkenstaaten“ benutzen Cyberangriffe gegen Unternehmen sogar als lukrative Einkommensquelle, Nordkorea verdient damit angeblich zwei Milliarden Euro pro Jahr.) Vorsorge gegen hybride Kriege muss übrigens bis hin zur vollen Transparenz für die – manchmal durchaus dubiosen – Finanzierungsquellen aller NGOs gehen.
Sind wir gerüstet? Nein, nicht gut genug. Dennoch: Die Lage ist nicht hoffnungslos, aber sie ist ernst.

KURIER-Herausgeberin Martina Salomon
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