Ein Kilo Kaffee um 30 Euro: Die Preise sind total überhitzt

Lebensmittel im Supermarkt vergiftet: Influencer (27) in Haft (Symbolbild).
Wer sich zum Frühstück noch eine Tasse Kaffee leisten will, muss bald sein Erspartes anzapfen. Unter 25 Euro ist ein Kilo Kaffee – egal ob ganze Bohne, gemahlen oder verkapselt – kaum noch wo im Supermarktregal zu finden. Premium-Sorten kosten schon mehr als 30 Euro. Laut Preiserhebung der Arbeiterkammer war Bohnenkaffee im Juni fast doppelt so teuer wie vor einem Jahr. Seit Beginn der Teuerungswelle im September 2021 kostet er um satte 158 Prozent mehr. Missernten durch Wetterextreme in den wichtigsten Anbaugebieten bei zugleich steigender globaler Nachfrage lassen die Kaffeepreise durch die Decke gehen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Fragwürdige Preispolitik der Konzerne zu Lasten der Konsumenten
Die andere ist hausgemacht, einer fragwürdigen Preispolitik weniger dominanter Handelskonzerne und mächtiger global agierender Lebensmittelmultis geschuldet. Schon seit Jahren kritisieren Konsumentenschützer, Handelsvertreter und auch die Wettbewerbshüter den sogenannten „Österreich-Aufschlag“ auf viele Marken-Lebensmittel und Drogeriewaren. Weil die Konzerne unterschiedliche Länderstrategien fahren, sind idente Produkte in Deutschland mitunter beträchtlich billiger als in Österreich. Aktuelles Preisbeispiel aus den Webshops gefällig: Der Sonnenspray von Nivea Sun LSF 50+ 200 ml kostet bei Müller in Deutschland 10,95 Euro, bei Müller in Österreich 18,45 Euro.
Der Österreich-Aufschlag ist kein Mythos
Der „Österreich-Aufschlag“ ist kein Mythos wie gerne behauptet wird, sondern ein Faktum, das nun auch Brüssel auf den Plan ruft. Um den Binnenmarkt zu stärken und Konsumenten zu entlasten, plant die EU ein Aus für territoriale Lieferbeschränkungen. Umsetzen müssen es aber die einzelnen Staaten selbst.
Österreich zählt zu jenen Ländern, wo die Konsumenten am meisten draufzahlen. Abzulesen auch an der Teuerung bei Nahrungsmitteln, die seit Monaten überdurchschnittlich steigt, höher als in Nachbarländern ist und die Inflation weiter anheizt.
Die Regierung verspricht in ihrem Programm, sich für faire und leistbare Preise einzusetzen. Es ist Zeit, den Worten Taten folgen zu lassen und sich in Brüssel aktiv gegen Lieferbeschränkungen einzusetzen. Bisher war der zuständige Wirtschaftsminister zu diesem Thema auffallend leise.
Weiters harren die Empfehlungen der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) in Folge ihrer großen Branchenuntersuchung des Lebensmitteleinzelhandels seit 2023 ihrer Umsetzung. Damals kritisierte die BWB die Marktmacht der Supermarktketten und mahnte mehr Preistransparenz (z. B. durch ein Vergleichsportal), mehr Rechtssicherheit für Lieferanten oder eine Stärkung des Verbraucherschutzes bei irreführenden Rabatten ein. Was ist seither geschehen? Die Preise sind gestiegen.
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