Kinder, die noch nie einen Buntstift in Händen gehalten haben, keine Radiergummis kennen – und noch weniger das Konzept Schule oder die deutsche Sprache: dass das eine Belastung für die Lehrkräfte, die Mitschüler und natürlich die betroffenen, oft von Flucht traumatisierten Kinder ist, dürfte auf einen breiten Konsens stoßen.
Ebenso wenig wird von den meisten wohl bezweifelt werden, dass Handys im Schulalltag zum Ärgernis – und im schlimmsten Fall – zur Gefahr werden können. Schule muss ein Ort sein, an dem man miteinander redet und sich nicht nur in die digitale Welt flüchtet.
Dass die Regierung nun einerseits ein bundesweites Handyverbot bis zur achten Schulstufe erlässt und andererseits das bereits in Wien und Vorarlberg bestehende Modell der Orientierungsklassen für geflüchtete Kinder ausweiten möchte, ist gut. Endlich kommt etwas Schwung in die Bekämpfung der vielen Probleme im Kinder- und Jugendbereich.
Auf diesen früh erhaltenen Lorbeeren darf man sich aber keinesfalls ausruhen, dafür gibt es noch viel zu viel zu tun.
Regeln für Kinder aufzustellen, ist schließlich noch verhältnismäßig einfach – haben wir das alle doch von klein auf gelernt. Alles auf die Kinder abzuwälzen, wird langfristig aber zu wenig sein. Denn was die meisten Erwachsenen, vor allem die derzeitigen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, nicht von klein auf gelernt haben, ist der sinnvolle Umgang mit Smartphones und den rasanten Entwicklungen im Social-Media-Bereich.
Ein Handyverbot in der Schulzeit allein wird nicht reichen, um die Kinder vor den Untiefen – von Mobbing bis Radikalisierung – zu schützen, die jetzt schon zu viele Opfer gefordert haben. Gleichzeitig gilt es zu evaluieren, ob die zweimonatige Orientierungsphase tatsächlich den gewünschten Effekt hat und für die Kinder die pädagogisch sinnvollste Möglichkeit ist.
Und klar ist auch: Das überlastete Bildungssystem wird diese Maßnahme alleine nicht retten. Hervorzuheben ist allerdings, dass nicht nur Kinder an das Schulsystem herangeführt werden, sondern auch den Eltern, die man noch mehr in die Pflicht nehmen muss, gezeigt wird, wie es funktioniert.
Noch bewegt sich Bildungsminister Christoph Wiederkehr auf bekanntem Terrain. All diese Dinge hat er als Bildungsstadtrat in Wien im Rahmen seiner Möglichkeiten bereits umgesetzt (oder wollte sie zumindest umsetzen). Dass er sie jetzt auf Bundesebene durchbringt, ist eine erste Duftmarke. Bleibt zu hoffen, dass der starke Start nicht nur dazu dient, der eigenen Stadtpartei, die kurz vor Wahlen steht, mit einem Aufmerksamkeits-Boost unter die Arme zu greifen. Sondern dass er anstrebt, eine Regierungszeit mit Bestnoten hinzulegen.
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