Dabei hätte es originellere Lösungen gegeben: Man hätte ihn zum Beispiel in allerletzter Minute als ÖVP-Spitzenkandidaten in die Wien-Wahl ziehen lassen können.
Auch, dass Ex-Finanzminister Magnus Brunner der EU-politisch viel erfahreneren Karoline Edtstadler als Kommissar vorgezogen wurde, hatte emotionale, statt sachliche Gründe: Nehammer war kein Fan von ihr. Wobei Landeshauptfrau eh ein honoriger Job ist (der wiederum für den leutseligen Brunner – natürlich in Vorarlberg – besser gepasst hätte).
Unverständlich ist auch der Aufstieg von Christoph Wiederkehr zum Bildungsminister. Er entdeckt jetzt die Probleme, die er fünf Jahre lang als Stadtrat in Wien hätte lösen sollen. Besser als sein Vorgänger zu sein, ist dennoch leicht.
Ganz sicher im falschen Ressort, nämlich im Außenamt, sitzt sein Parteikollege Sepp Schellhorn: als Staatssekretär für Deregulierung. Der Gastronom könnte außerdem der „Elon Musk“ dieser Regierung werden und bald wieder davonrennen, weil seine Ideen am Beharrungsvermögen der vereinigten Bürokraten in Ländern und Gemeinden zerschellen werden. Schellhorn gilt ja durchaus als ungeduldig-„rappelköpfig“. Umgekehrt hätte ein Besonnener einen perfekten Kulturminister abgegeben: Alexander Schallenberg. Geworden ist es jedoch Andreas Babler, der bisher noch nicht mit Kulturaffinität aufgefallen ist, außer dass er eigenen Worten zufolge den Rapper RAF Camora schätzt.
Und die Wirtschaftsforscher? Sie sollten vielleicht ins Fach Zukunftsforscher wechseln. Da darf man als Show-Act bei Firmenfeiern auftauchen, und nach ein paar Monaten erinnert sich keiner mehr an die falschen Prognosen.
Goldrichtig hingegen ist der Oppositionsplatz für Herbert Kickl: Der Kanzlersessel für ihn wäre wohl ein größerer Irrtum gewesen als alle anderen Fehlbesetzungen zusammen. Doch das allergrößte Debakel ist derzeit natürlich Donald Trump: Er ist in Wahrheit Grisu (nur deutlich weniger nett): Der Drache, der Feuerwehrmann sein will, aber versehentlich auch das eigene Haus in Brand setzt.
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