Die EU muss jetzt nicht gleich den Helden spielen

Am Ende war es doch die Wirtschaft. Vor allem über die habe man geredet, betonte nicht nur Österreichs Bundeskanzler am Ende des EU-Gipfels diese Woche. Eine Kurskorrektur mit quietschenden Reifen, die Europas Regierungschefs und die EU-Spitzen da in Brüssel hingelegt haben.
Schließlich hatte man über Wochen kein anderes Thema als Europas Verteidigung und die militärische Aufrüstung der Ukraine getrommelt. Die ohnehin bei Schlagwörtern nicht gerade bescheidene EU-Kommission von Ursula von der Leyen hatte Strategien und Aktionspläne mit Titeln wie „ReArm Europe“ oder „Einsatzbereitschaft 2030“ quasi im Dutzend produziert.
An die längst zur Routine verkommenen Versprechen der „grenzenlosen Unterstützung für die Ukraine“ knüpfte man noch martialische Töne. Zum „stählernen Stachelschwein“ werde Europa das Land rüsten. Ein Schelm, wer bei solchen Sprüchen an US-Actionfilme denkt.
Anders als auf der Kinoleinwand lassen sich Waffen und eine europäische Friedenstruppe für die Ukraine nicht im Handumdrehen herbeischaffen. Europas Armeen, die in vielen Gott sei Dank friedlichen Jahren auf dem Kontinent eher mit Mängelverwaltung und gelegentlich einer Naturkatastrophe beschäftigt waren, sind auch nicht im Schnellverfahren wieder für einen möglichen Krieg gerüstet. Da hilft auch das viele Geld nicht, das die EU-Spitzen zumindest einmal mit vielen Nullen in ihre Pläne geschrieben haben. Denn auch wenn Brüssel dieses Geld jetzt per günstigem Kredit vergeben will und sogar beim Schuldenmachen der Staaten plötzlich beide Augen zudrückt, früher oder später müssen all diese Waffen trotzdem bezahlt werden – und man muss nicht allzu genau in die nationalen Budgets, wie jenes von Österreich, schauen, um zu wissen, dass da derzeit wenig Geld viele Probleme lösen soll. Die von Brüssel etwas voreilig versprochenen Milliarden an Militärhilfe für die Ukraine waren auf diesem Gipfel bei den Staaten jedenfalls nicht aufzutreiben. Die würden das mit der Hilfe eben im Alleingang machen, wischte man Fragen, wo denn das Geld für die Granaten auf einmal sei, schmallippig vom Tisch.
Schon klar, dass man auch in Brüssel nach drei Jahren Krieg in Europa und Trumps Alleingängen meint, den Ruf der Geschichte zu hören. Aber ein militärisch auf eigenen Füßen stehendes Europa, das seine Ostflanke, die man ja lange mit Diplomatie friedlich zu halten glaubte, verteidigt, ist nicht so leicht herzustellen – und vor allem nicht so schnell. Da helfen auch noch so viele Aktionspläne aus den EU-Schreibstuben nichts. Bevor man also überhastet auf die Weltbühne stolpert, auf der man so lange nur Statist war, sollte sich die EU tatsächlich weiter um ihre Wirtschaft kümmern. Die ist nämlich die wichtigste Säule, auf der dieser Kontinent steht.
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