Er, der wie kein anderer für Sparsamkeit und einen schlanken Staat steht, hat sein Land mit einer Billion Euro verschuldet. Eine Billion, das ist zweimal Österreichs jährliche Wirtschaftsleistung, nur um die Größenordnung zu verstehen.
Merz’ Milliarden sind eine riskante, aber die einzig mögliche Wette auf eine bessere Zukunft: Donald Trump hat den Europäern so oft laut ins Ohr gebrüllt, dass er sich nicht mehr um sie kümmern will. Jetzt haben sie es gehört, und dafür braucht es Geld, Geld, Geld, für militärische Sicherheit genauso wie für Energieunabhängigkeit. Europa muss wieder groß werden, ohne ein starkes Deutschland geht das nicht.
Friedrich Merz hat jetzt die Chance, Geschichte zu schreiben: Seine Schulden sind der tatsächliche Beginn jener Zeitenwende, die Olaf Scholz vor drei Jahren angekündigt hat. Schon damals wäre die halbe Billion für die marode Bundeswehr nötig gewesen, die 500 Milliarden Euro für Infrastruktur ebenso. Merz verschafft Deutschland wieder Luft zum Atmen, und er erkauft dem Land wieder einen Platz auf der Weltbühne, hoffentlich zumindest: Vor ein paar Jahren ging ohne die deutsche Kanzlerin nichts in Brüssel, und so angezählt Angela Merkel in Berlin auch war, global hielt sie Europas Fäden in der Hand. Scholz und seine Ampel haben dieses Erbe verspielt – Deutschland wirkte da wie der Gartenzwerg der Weltmächte.
Wird Merz ein Faktor auf der Weltbühne, holt er Deutschland aus dem Dämmerschlaf, wäre das eine Erleichterung für ganz Europa – und auch für Österreich. Denn wir sind nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sicherheitspolitisch Windschattenfahrer der Deutschen; und in Zeiten wie diesen funktioniert das eine nicht ohne das andere.
Manchmal erfordern harte Zeiten eben auch unkonventionelles Handeln, da wären wir wieder bei Adenauer. Das galt übrigens auch für seine Nachfolger: Helmut Kohl versprach die „geistig-moralische Wende“ und wollte sozialliberale Reformen rückabwickeln, gab dann aber Milliarden für die Deutsche Einheit aus. Auch Angela Merkel gewann Wahlen mit neoliberalen Versprechen, am Ende wäre sie – dank Finanz- und Migrationskrise – auch eine gute Sozialdemokratin geworden.
Merz’ Schuldenwende passt da gut dazu, obwohl er noch nicht mal Kanzler ist. Und dass Adenauer gesagt haben soll „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“, trifft es mindestens genauso.
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