Amerikanisch-russische Freundschaft: Der Frieden der Gräber

Vor genau drei Jahren, am 21. Februar 2022, provozierte Wladimir Putin mit der „Anerkennung“ der ukrainischen Regionen Donezk und Luhansk als unabhängig, drei Tage später folgte die Invasion der Ukraine – die meisten demokratischen Länder sehen diese eindeutig als russischen Angriffskrieg und die Ukraine als Opfer. Bis vor Kurzem zählten auch die USA zu jenen, die Putin dafür verurteilten.
Mit dem Great-Again-Maker Donald Trump ist das alles anders. Er beschimpft Wolodimir Selenskij als Diktator, der nicht mehr rechtmäßig im Amt sitze, schiebt der Ukraine die Schuld an diesem Krieg zu und versucht so rasch wie möglich einen seiner Ego-Deals zu schließen: Frieden in der Ukraine, aber nicht für die Ukraine, sondern auf Kosten dieser, nur zum Vorteil von Russland und vor allem der USA. Die einen kriegen die bisher eroberten Gebiete, etwa 20 Prozent des Landes, die anderen ein paar Rohstoffe.
"Der Frieden der Gräber“
Was mit der Ukraine selbst in Zukunft passiert, ist Trump völlig egal. „La pace dei sepolcri“, heißt es in Verdis „Don Carlo“, „der Frieden der Gräber“ – genau das wäre ein solcher Deal, wie er Trump vorschwebt. Aber wen wundert es? Er würde ja auch am liebsten auf den Gaza-Gräbern eine Art Riviera errichten, die den USA viel Geld bringt.
Im Prinzip konnte man erahnen, wie Trump, aufmunitioniert von Revanchismus, in seiner zweiten Amtszeit agieren würde, das meiste davon hat er angekündigt. Dass er mit Elon Musk, der nicht nur die mediale Weltherrschaft, sondern auch jene über das All anpeilt, eine Art James-Bond-Bösewicht zur Seite hat, macht die Sache aber zusätzlich gefährlich.
Achse der Egozentrik
Trump wird es möglicherweise gelingen, die Waffen zum Schweigen zu bringen und Selenskij verschwinden zu lassen. Und seine Anhänger, die es auch außerhalb der USA gibt (endlich wieder einer, der anpackt), werden ihn als Heilsbringer feiern. Und akzeptieren damit blind, dass er sich auf die Seite von Putin schlägt, dass er sämtliche amerikanischen Werte für seinen persönlichen Vorteil aufgibt, dass diese neue Achse der Egozentrik die etablierte Weltordnung durcheinanderwirbelt. Und Europa schaut hilflos zu, es ist ein Desaster.
In der Politik (und nicht nur dort) geht es nicht mehr um Perspektiven, sondern nur noch um schnellen Erfolg. Wer sich am schlechtesten benimmt, wer den anderen besser unterdrückt, hat die größte Aussicht darauf. Das Commitment, dass die Qualität der Handlungen und der Respekt füreinander im Zentrum stehen sollten, existiert nicht mehr. Und die Wähler, aufgehetzt von Typen wie Musk, honorieren das – auch weil gemäßigte Parteien keine Antwort haben. Wir fallen im zwischenmenschlichen Verhalten um Jahrzehnte zurück. Und man staunt, wie knapp Österreich dran war, einen Alpen-Trump durchzuwinken.
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