Österreichs Bundesheer als Abbild der Gesellschaft

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Am Nationalfeiertag steht das Bundesheer im Zentrum des Geschehens wie das ganze Jahr nicht. Welche Tabuthemen es noch zu besprechen gibt.
Martina Salomon

Martina Salomon

Jahrzehntelang wurde das Bundesheer als Folklore abgetan. „Der Panzerkrieg im Marchfeld ist passé“, sagte der damalige Verteidigungsminister Norbert Darabos, was 13 Jahre später mehr denn je stimmt. Nur ist im Gegensatz zu damals klar, dass wir leider nicht nur von Freunden umgeben sind. In Europa sterben Hunderttausende in einem sinnlosen Krieg. Wir brauchen Schutz gegen neue Bedrohungen wie etwa Drohnen. Und natürlich weiterhin Kampfjets. Die Entscheidung für Eurofighter im Jahr 2002 wurde wegen behaupteter Schmiergeldzahlungen jahrelang – vor allem vom damals grünen Abgeordneten Peter Pilz – skandalisiert, doch die Betrugsverfahren wurden eingestellt. Alfred Gusenbauer gewann die Wahl 2006 mit dem populistischen Sager „Sozialfighter statt Eurofighter“. Statt Waffengeschäfte danach sauberer abzuwickeln, galten sie als Tabu. Österreichs Industrie musste sich aus diesem lukrativen Markt zurückziehen.

In anderen Ländern (und natürlich speziell in Israel) ist das Heer nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch wissenschaftlicher und technischer Innovationstreiber. Bei uns hingegen wurde das Bundesheer unter Rot, Schwarz (und kurz auch Blau) geschwächt. Die Grünen pflegen ohnehin ihre pazifistischen Illusionen.

Erst Pandemie und Ukraine-Krieg haben die Notwendigkeit eines funktionierenden Bundesheeres drastisch vor Augen geführt. Das bedeutet technische und geistige Aufrüstung. Das Heer ist in gewisser Hinsicht auch Abbild der – teils verweichlichten – Gesellschaft: Ein Fünftel der jungen Männer ist aufgrund psychischer Probleme, Unsportlichkeit und Übergewicht untauglich. Was insgesamt ein untragbarer Zustand ist, auch für das Gesundheitssystem. Und dann gibt es noch drei weitere „Elefanten“ im Raum: erstens eine mögliche Verpflichtung für Frauen, zumindest ein soziales Jahr zu absolvieren, was gerecht und vernünftig wäre, derzeit aber noch unrealistisch ist. Zweitens verpflichtende Milizübungen nach dem kurzen Wehrdienst.

Drittens ist es eine Tatsache, dass „autochthone“ Österreicher lieber Zivildienst absolvieren, während junge Männer mit Migrationshintergrund das Heer bevorzugen. Vielleicht, weil sie sich mit Sozialdienst in ihrer Männlichkeit nicht bestätigt fühlen? Das Gute daran ist immerhin, dass sie mit dem Wehrdienst einen Eid auf den österreichischen Staat ablegen. Dass die stolze Familie bei Angelobungsfeiern zu Gast sein darf, leistet ebenfalls einen Beitrag zur Integration. Umso wichtiger ist, dass der Wehrdienst auch sinnstiftend gestaltet ist.

Abgesehen davon sollte uns am Sonntag wieder einmal der eigentliche „Feiertag“ bewusst werden: Seit dem 26. Oktober 1955 dürfen keine fremden Truppen mehr in Österreich sein. Damit das so bleibt, braucht es ein gutes Heer.

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