Shopping- und Punschtaumel ohne echte Wertschöpfung im Land
Diese Woche stand natürlich im Zeichen von Fußball. Wir fahren nach Amerika. Gut so: ein Sonnenstrahl in der allgemeinen novembergrauen Depression. Aus den USA kommt auch der voradventliche Brauch der vermeintlichen Schnäppchenjagd. Der „Black Friday“, an dem es Prozente schneit, ist schon längst in einer „Black Week“ aufgegangen. Da „shoppt“ man dann auf internationalen Plattformen, die aggressives Online-Marketing betreiben. Eine „Bescherung“ für den heimischen Handel, leider selten eine positive.
Warum gibt es so wenig Initiativen, um die Kunden wieder in echte Geschäfte zurückzulocken? Die aktuelle Städteplanung hat daran kein gesteigertes Interesse. Sie konzentriert sich darauf, Autos in den Stau zu schicken und insgesamt zu verscheuchen. In der Innenstadt wäre das durchaus vernünftig, aber nicht flächendeckend. Das „schmutzige Geheimnis“ dabei ist: Weil mittlerweile bei vielen Geschäften (und oft sogar daheim) kein Parkplatz mehr zu finden ist, weichen Käufer lieber in riesige Shoppingcenter aus oder lassen liefern.
Auch der vorweihnachtliche Punschtourismus, angelockt durch eine regelrechte Adventmarkt-Inflation, vertreibt echte Handelskunden aus der Stadt. Obwohl massenhaft Touristen angezogen werden, hat Österreich dennoch eine der antiquiertesten Ladenöffnungszeiten der Welt. Liberalität wird im Land ja generell klein geschrieben, ansonsten könnte es den privaten Betreibern überlassen bleiben, wann und wie sie aufsperren. Staatliche Reglementierung ist hier eine Anmaßung. „Zahlt sich eh nicht aus“, heißt es aus der Wirtschaft. Zweifel sind angebracht, wenn man den Run auf die offenen Bäcker und Bahnhofssupermärkte sowie die vielen City-Touristen an Feiertagen betrachtet, die außer in tristen und leider wie Schwammerl aus dem Boden wachsenden Souvenirshops keine Einkaufsmöglichkeit finden. Noch bis Anfang der 1960er-Jahre gab es wenigstens den „Silbernen“ und den „Goldenen Sonntag“ vor Weihnachten mit geöffneten Geschäften. Es waren die umsatzstärksten Tage. Weil aber alle Dienstleistung wollen, jedoch niemand Dienstleister sein will, wird es immer schwieriger, geeignetes Personal zu finden (auch ein Grund für die Teuerung übrigens, speziell in der durchaus boomenden Gastronomie).
Im Grunde ist das Land im Dauerevent-Modus: Halloween-Ganslessen-Punschtrinken-Nikolofeiern-Advent-Weihnachten-Fasching-Heringschmaus-Ostern, unterbrochen vom Valentinstag, gefolgt vom Muttertag. Aber kaum jemand denkt daran, die Wertschöpfung im Land zu lassen. Wir „kaufen“ uns langfristig ärmer, ruinieren die gewachsenen Städte. Und der Temu- und Shein-Schrott landet dann ohnehin bald im Mistkübel.
Kommentare