Er war eines jener besonderen Talente, die das Publikum berühren, unterhalten, verzücken können - und zugleich einen Dialog eröffnen, darüber, was es heißt, Mensch zu sein. Dass man manchmal aus Verzweiflung lachen muss, weil man nicht mehr anders kann. Dass es sich lohnt, in die anderen Menschen hineinzuhorchen, weil man, wenn man an die niedrigen Instinkte appelliert, auch niedrige Instinkte zurückbekommt; wenn man sich aber an das Feine, das Sensible, das Fragende im Menschen richtet, Wundersames zurückbekommt.
Das tat Simonischek. Er zeigte, dass Unterhaltung - auf höchstem Niveau! - natürlich immer politisch ist, im Sinne dessen, dass sie unser Zusammenleben prägt, besser macht. Er zeigte, dass es keinen Widerspruch zwischen der sogenannten Hochkultur - dort war er ein Meister seines Fachs - und der geschmähten Unterhaltung gibt, so lange sie ihr gegenüber Ernst nimmt.
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Und er bewies auch, dass man über schwierige Sachen in der Gesellschaft so reden kann, dass sich die Ohren nicht gleich wieder zumachen. "Wir haben nicht zu den Opfern gehört, auch wenn wir das viele Jahre und jahrzehntelang gerne so gehabt hätten. Der Staatsvertrag hat uns diese Lesart auch angeboten. Und bis zur Waldheim-Causa haben wir unsere Opfer-Rolle sehr gerne übernommen", sagte er etwa zur Rolle Österreichs in der NS-Zeit. Und: "Demokratie ist immer in Gefahr."
Oder auch: "Vor 50, 60 Jahren wurde alles hochgefahren, zum Leben hin, und ab 70 wird der Schalter wieder umgelegt, das Kraftwerk wird langsamer und wie so ein riesiger Tanker zum Stehen gebracht. Da braucht man dringend Humor, denn der Kampf gegen das Alter wird in jedem Fall verloren."
Und zuweilen sagte er zum Interviewer: "Hoffentlich sind die Fragen provokant." Damit miteinander geredet wird, und nicht aneinander vorbei.
Denn Simonischek stand für etwas, das in der heutigen Aufregungsökonomie leider zunehmend und brutal abgelehnt wird: Für das gegenseitige Zuhören, und dafür, dass wir nur gemeinsam weiterkommen, wenn wir miteinander reden.
Wo andere grantelnden, schwärmte er lieber, über das Burgtheater, über die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen ("Der größte Schatz des Hauses sind die Schauspieler. Das ist wie beim Tennis: Wenn du mit guten Leuten spielst, spielst du besser."), über den Moment in Cannes, als "Toni Erdmann" dort frenetisch gefeiert wurde: "Was da im Zuschauerraum los war, war das Überwältigendste meiner Karriere."
Dieses Peter-Simonischek-Sein, dieses Aufeinander-Zugehen und zugleich dieses Nachdenken darüber, was man eigentlich genau meint - auch hier hinterlässt Peter Simonischek eine Lücke, die sich nicht füllen lässt.
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