Ohrwaschl: Welt ohne Almanach

Ohrwaschl: Welt ohne Almanach
Wer wissen will, wie kalt es draußen ist, geht nicht mehr vor die Tür, sondern ins Internet
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Die Welt übersiedelt ins World Wide Web. Das Aus für den „Fischer Weltalmanach“, das gestern verkündet wurde, zeigt, dass dieser Umzug voll im Gang ist. Der Weltalmanach, dieses einst so ehrgeizige Projekt zur „Demokratisierung des Wissens“, sei angesichts der Recherchemöglichkeiten im Internet nicht mehr rentabel und werde nach der nächsten Ausgabe, der 60., im September 2018 eingestellt. – So ist das heute.Das Nachschlagewerk hat das Nachsehen.

Wer Zahlen und Fakten benötigt, fragt das Internet. Wer wissen will, wie kalt es draußen ist, geht nicht mehr vor die Tür, sondern ins Internet. Wer Krankheitssymptome verspürt, geht nicht zum Arzt, sondern sucht Diagnosen im Internet. Wer Freunde braucht, geht nicht auf Partys, sondern auf Soziale Medien ins Internet. Und wer einen Partner oder eine Partnerin sucht, wird Mitglied einer Dating Plattform im Internet.

Die echte Welt ist so viel langsamer als die Mausklick-Welt. Und so verschwindet sie allmählich aus dem  täglichen Leben. Sie  wird zum Fastenopfer („Ich mache heuer in der Fastenzeit Digital Detox“) oder zum Statussymbol („Ich leiste mir über Ostern drei Tage offline“).

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