Ohrwaschl: Das große Gackern

In der Karwoche will sich plötzlich jeder mit den Federn glücklicher Hühner schmücken
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

52 Wochen im Jahr legen Hennen Eier. 51 Wochen davon interessiert das kaum jemanden. Nur in der Karwoche reden alle über Eier und Hühnerhaltung. Jeder will sich plötzlich mit den Federn glücklicher Hühner schmücken: Essen wir heuer zu Ostern Eier vom  „Wanderhuhn“– oder doch lieber vom „Wellnesshuhn“? Und haben Wellnesshühner eigentlich rund um die Uhr Zugang zu Dampfbad, Kräutersauna und Ruhebereich?
Während rund ums Jahr niemand fragt, wie es den Hennen geht, die die Eier für Gastronomie und Verarbeitung legen, und wieso mehr als die Hälfte aller Legehennen in der EU nach wie vor in Käfighaltung leben müssen, erwacht kurz vor Ostern das Gewissen: Die Stadt Wien beispielsweise will ihre Beschaffungsrichtlinien ändern und nur noch Eier aus Bio- und Freilandhaltung zulassen. Sogar auf die Forschung wird ein kritischer Blick geworfen: Wie geht es den Hennen, die jene 500 Millionen Eier legen, die jährlich für die Grippe-Impfstoff-Produktion benötigt werden? Alle gackern durcheinander, über gelegte und ungelegte Eier, über Vorschriften, die längst geändert gehörten. Und nach Ostern machen dann wieder alle Hühner Dienst nach Vorschrift.

 

Kommentare