Fernhören

Sich einer Erregung nicht anschließen zu müssen, erzeugt ein Gefühl ganz besonderer Befriedigung.

von Anna Gasteiger

über Formel 1 und Fußball

Die Debatte über die morgendlichen WM-Spiel-Wiederholungen wäre noch um den Aspekt der Hintergrundakustik zu ergänzen. Zu dem gleichmäßigen Dröhnen, als das der Jubel des Stadionpublikums im Wohnzimmer ankommt, lässt es sich zum Beispiel besonders gemütlich frühstücken. (So wie in Kindheitstagen das Summen der Formel-1-Boliden den Sonntag erst zum Sonntag machte.) Die aufgeregten Stimmen der Kommentatoren machen es nur noch gemütlicher – man weiß ja, das Spiel ist vorbei, und wahrscheinlich auch schon, wie es ausgegangen ist. Sich einer Erregung nicht anschließen zu müssen, erzeugt ein Gefühl ganz besonderer Befriedigung.

Dem Hören wird beim Fernsehen überhaupt viel zu wenig Beachtung geschenkt. Wer kann schon von sich behaupten, wirklich die ganze Zeit zuzuschauen? Nie schnell mal zum Kühlschrank, oder in einer Zeitschrift blättern ... oder das Handy ...

Besonders unangenehme Hintergrundgeräusche erzeugen Actionfilme, die Werbung und die Kennmelodie der täglichen ORF-Sportnachrichten. Verhältnismäßig erträglich sind Diskussionssendungen zu einem faden (wenig emotional diskutierten) Thema.

Letztens klang der Fernseher besonders angenehm. Irgendwie zurückhaltend. Dezent. Richtig rücksichtsvoll. Er war aus.

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