Die Unis rufen um Hilfe
In Reaktion auf den Leitartikel von Martina Salomon („Die Unis sind kein Sanierungsfall“) vom 19. November: Universitäten stehen unter ständiger „Beobachtung“ – durch das Ministerium, durch die Studierenden, durch diverse Rankings – und sie stehen im internationalen Wettbewerb. Ja, sicher, es wird schon möglich sein, da und dort noch ein wenig effizienter zu sein. Aber da werden keine „Eckhäuser“ zustandekommen, da sich die Universitäten eben laufend sowieso bemühen, solche Einsparungsmöglichkeiten auch aufzuspüren. Wie wir aber alle (zum Teil aus eigener Erfahrung) wissen, handelt es sich jedoch bei den derzeitigen Kostensteigerungen um „Eckhäuser“.
Wie man in jeder Firma weiß, sind diese nur durch signifikanten Personalabbau und damit einhergehendem Rückfahren der Produktion respektive des Leistungsangebots zu realisieren – oder durch drastische Preiserhöhungen. Letzteres ist aber bekanntlich für Universitäten keine Option. Was also jede Firma macht, haben die Universitätsrektor(inn)en getan: Nämlich auszurechnen, welche Mehrkosten in den verbleibenden zwei Jahren der derzeit laufenden Leistungsvereinbarungsperiode 2022 bis 2024 aufgrund der eklatanten Kostensteigerungen insbesondere bei Energie und (erwartbar) bei den Gehältern zukommen. Da ist eben ein bestimmter Betrag herausgekommen (etwa 1 Milliarde).
Und die Rektor(inn)en haben sich erlaubt, darauf aufmerksam zu machen, dass es für den Fall, dass diese Mehrkosten nicht abgegolten werden, eben Einsparungen geben wird mit daraus folgenden Einschränkungen der „Produktion“, also schlechtere Betreuungsverhältnisse, weniger Lehrangebot, weniger Forschung, kalte Gebäude, ..., weniger Attraktivität für internationale Spitzenforscher. Eben wie Sie es verlangen: Sparpotenzial zu suchen und auf die neue Situation zu reagieren. Daher: Wenn Sie solche „guten“ Ratschläge erteilen, dann sollten Sie ehrlicherweise auch dazusagen, was die Konsequenzen dieser sind, nämlich ein damit verbundener Qualitätsverlust.
Sie schreiben weiters von „einem angeblich überforderten Minister“. Nein. Er ist ganz offensichtlich überfordert. Dies ist an Polascheks hilflosem Herumrudern in der Sache der Universitätsfinanzierung (und auch in anderen Dingen) mit den Händen zu greifen. Man kann an den Reaktionen Polascheks ablesen, wie berechtigt die Forderungen der Universitäten sind.
In der Zwischenzeit hat er Verständnis für die Sorgen der Rektor(inn)en. Er hat auch zusätzliche 150 Millionen versprochen. Es ist offensichtlich, womit wir es hier zu tun haben: Ein Minister, der das Problem nun begriffen hat, der aber bei den Budgetverhandlungen zu wenig für die Universitäten herausverhandelt hat .
Christian Krattenthaler lehrt an der Fakultät für Mathematik an der Universität Wien. Er ist Träger des Wittgenstein-Preises 2007.
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