Der Himmel ist also wieder voll. Und das trotz Inflation, gestiegener Ticketpreise und Klimawandel. Apropos: War da nicht gerade eben noch die Rede von Flugscham? Vergessen Sie’s! Das Thema Flugscham ist eines für Öko-Bohemiens, hat aber auf das praktische Verhalten der breiten Massen keinen Einfluss. Schon gar nicht außerhalb unserer zentraleuropäischen wohlstandsverwöhnten Gedankenwelt, wo man nur allzu oft und völlig fälschlich glaubt, dass für das Universum wichtig ist, was wir für wichtig halten.
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Flugverkehr ist wieder auf Vor-Corona-Niveau
Faktum ist: Weltweit liegt der Flugverkehr wieder auf dem Niveau vom Sommer 2019. Auch die hohen Ticketpreise lassen die Passagiere kalt. Der Nachholbedarf nach der Corona-Zeit ist einfach zu groß. Und selbst, wenn die Lohn- und Gehaltserhöhungen die Inflation nicht ganz egalisieren, so fliegt, wer kann. Hauptgewinner sind die Billigfluglinien. Ryanair zum Beispiel konnte im zweiten Quartal seinen Gewinn fast vervierfachen. Airlines wie die AUA und ihre Mutter Lufthansa ziehen nach. Die stehen wegen der hohen Ticketpreise in der Kritik. Zuerst Staatshilfen kassieren und dann die Passagiere abzocken, lautet der oft gehörte Vorwurf.
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Schon vergessen? Die Covid-Krise war keine Wirtschaftskrise, sondern eine Gesundheitskrise, auf die der Staat mit Lockdowns reagierte. Daher musste der Staat jene Unternehmen und ihre Beschäftigten auffangen, welche durch die Lockdowns zum Nichtstun verdonnert worden waren.
Und jetzt geben die Airlines so wie alle anderen Dienstleister auch jene Kosten weiter, die ihnen durch die Inflation um die Ohren fliegen.
Fliegen in 70 Prozent der Fälle günstiger als Bahn
Fliegen ist trotzdem oft billiger als Reisen mit der Bahn. Konkret ist in Europa der Flieger in 70 Prozent der Fälle günstiger, unabhängig vom Buchungszeitpunkt. Das hat unlängst Greenpeace erhoben. Stellt sich die Frage, wie das bei dem in der Regel durch die Steuerzahler subventionierten staatlichen Schienen- und Bahnsystem möglich sein kann.
Bevor also der Ruf nach Regulierung der Flugpreise erschallt, sollte die europäische Politik einmal darüber nachdenken, wie Reisen mit der Staatsbahn unkompliziert, bequem und günstiger als Flugreisen über die Bühne gehen könnte. Bis dahin jedenfalls werden die Menschen fliegen. Flugscham hin, Kosten her.
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