Stand heute zählt Österreich rund 260 Krankenhäuser, Sanatorien und Pflegeanstalten für chronisch Kranke.
In Liezen sollen die Anstalten Schladming, Bad Aussee und Rottenmann zugunsten von Ärzte- und Traumazentren aufgelassen werden. Die Versorgung mit Spitzenmedizin soll ab dem Jahr 2028 ein zentral gelegenes High-Tech-Spital, das sprichwörtlich auf der grünen Wiese gebaute „Klinikum Stainach“, übernehmen.
Für die noch regierende Landesregierung ist dieses „Leitspital“ alternativlos, die Freiheitlichen wollen die Standorte belassen – und wissen die Wähler hinter sich.
Nun ist es zutiefst menschlich, wenn Anrainer vor Ort nicht auf ein Spital verzichten wollen. Warum sollten sie?
Tatsächlich ist die dahinter vermutete medizinische Sicherheit sehr teuer erkauft und bisweilen sogar trügerisch.
Kurz zu den Kosten: Die drei erwähnten Spitäler sind nur zu 30 bis 70 Prozent ausgelastet, müssen aber volles Personal stellen. Es wird also Geld „verbrannt“, von dem Patienten anderswo mehr hätten.
Und selbst wenn einem die Kosten egal sein sollten: Das größte Dilemma ist damit noch nicht adressiert: die fehlende Routine.
Laut aktuellen Zahlen werden in der Ambulanz von Rottenmann durchschnittlich fünf, in Bad Aussee gerade einmal zwei Patienten versorgt. Man muss kein promovierter Mediziner sein, um zu wissen: Bei derart geringen Fallzahlen leiden Routine, Qualität und Ausbildung.
Die Situation ist einigermaßen paradox: Geht’s um planbare OPs wie Hüfte oder Knie, sind Österreichs Patienten erfreulicherweise extrem mündig und mobil: Sie suchen sich die besten Ärzte, konsultieren Spezialisten. Bei der Frage der Spitäler scheint vieles davon eher zweitrangig. Hier gilt das Motto: Hauptsache schnell dort! Vor 50 Jahren waren Straßenkilometer und Distanz wohl ein Faktor. Heute fliegen bei Notfällen Hubschrauber. Nicht nur deshalb ist es hoch an der Zeit, bei jedem Spital endlich über die wesentlichen Fragen zu reden, nämlich: Wie gut ist die Versorgung wirklich – und was kann und soll geleistet werden?
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