Der Israel-Hass in Europa und in Österreich ist unerträglich

ISRAEL-PALESTINIAN-CONFLICT-WAR-ANNIVERSARY-ISRAELIS
Eine Reaktion auf jüngste kontroversielle Debatten – auch im Fernsehen. Gastkommentar von Ariel Muzicant.

Von Ariel Muzicant

All jene, die genussvoll Israel kritisieren, haben vergessen, dass der Ursprung dieses furchtbaren Krieges der 7. Oktober war, die bestialische Ermordung von 1.200 und die Entführung von 251 israelischen Zivilisten. Der daraus resultierende Krieg hat unendliches Leid über Palästinenser und Israelis gebracht. Jeder Krieg trifft auch die Schwächsten, also leider auch Frauen und Kinder – in Israel und in Gaza. Der Schrecken könnte aber schon seit Monaten beendet sein, wenn die Palästinenser (ich sage ganz bewusst nicht: die Hamas) die verbliebenen 50 Geiseln freilassen würden. Dies geschieht deswegen nicht, weil dann die Niederlage der Hamas besiegelt wäre. Rund 70 % der Einwohner Gazas unterstützten laut Umfragen die Hamas.

Die Terrororganisation hat einen Propagandakrieg geführt und gewonnen. Falsche Zahlen werden kolportiert, die 60.000 angeblichen Toten enthalten 20.000 Hamas-Kämpfer, die Opfer der fehlgeleiteten eigenen Raketen und natürliche Sterbefälle. Die Fotos von genetisch erkrankten Kindern werden als „Hungeropfer“ weltweit Israel vorgeworfen. Von Katar und Exilpalästinensern finanzierte Social Media Kampagnen, Aktivismus an den Universitäten und brutale Verdrehung von Begriffen wie Apartheid und Völkermord sind Instrumente, um den Israel-Hass, der nichts anderes ist als Antisemitismus in neuer Form, zu schüren. Künstler, Intellektuelle und vor allem Linke übernehmen viele dieser Fake News. Die Folge ist eine tsunamiartige Explosion antisemitischer Vorfälle in Westeuropa, auch in Österreich.

Regierung hilft Feinden

Und die israelische Regierung? Sie spielt mit vielen ihrer Entscheidungen den Israel-Feinden in die Hände. Minister Ben-Gvir wurde aufgrund seiner extremen politischen Ansichten von der israelischen Armee als Soldat abgelehnt, die Minister Smotrich (Finanzen) und Chikli (Diaspora) wurden von jüdischen Organisationen in der ganzen Welt ausgeladen. 60 % der israelischen Bürger lehnen derzeit laut Umfragen ihre Regierung ab und demonstrieren jeden Samstag gegen sie. Der Protest richtet sich in erster Linie gegen Netanyahu, der diese Extremisten in die Regierung geholt hat, der sich nicht eindeutig und unmissverständlich von den absurden Hirngespinsten abgrenzt (die palästinensische Bevölkerung aussiedeln und Gaza jüdisch machen), und der sicherlich ein persönliches Interesse hat, seine Mitschuld am 7. Oktober durch einen gewonnenen Krieg zu kaschieren, seine Korruptionsprozesse hinauszuzögern und den Bestand dieser Regierung so lange wie möglich zu erhalten.

Aber bei aller Kritik vergisst man im Westen die Fakten. In spätestens 14 Monaten wählen die Israelis ein neues Parlament und damit eine neue Regierung. Hamas hingegen ist eine faschistische Terrororganisation, die Oppositionelle umbringt und ihre eigene Bevölkerung rücksichtslos unterdrückt. Sie hat 900 Kilometer Tunnel gebaut, das ist mehr als das Londoner U-Bahn-Netz. Die Zerstörung dieser Tunnel zerstört auch Häuser, die darauf stehen. Die Ruinenlandschaft lässt sich dann sehr gut als antiisraelische Propaganda nutzen. Hamas-Kämpfer verstecken sich in Schulen, Krankenhäusern und hinter Zivilisten, die sie als Schutzschilder verwenden. Sie will möglichst viele zivile Opfer, um diese gegen Israel medial zu verwenden.

Evakuierung verhindert

Hamas hat in Kooperation mit Ägypten und UNO jegliche Evakuierung palästinensischer Zivilisten aus Gaza mit Waffengewalt verhindert. Der Krieg in Gaza wird von der Hamas ganz bewusst mit dem Leid, der Not und dem Hunger ihrer eigenen Bevölkerung geführt. Das ist kein Zufall, sondern Strategie. Die humanitäre Unterstützung (Essen, Medikamente etc.) verwendet die Hamas darüber hinaus, um jene Einnahmen zu schaffen, welche den Terror ermöglichen. Wenn Israel UNRWA und andere Hilfsorganisationen an der Verteilung gehindert hat, so geschah dies ausschließlich mit dem Ziel, dem Terrorismus die finanzielle Grundlage zu entziehen.

Die Umsetzung war sicherlich stümperhaft, die Folgen für die palästinensische Bevölkerung sind entsetzlich. Aber wo bleibt in dieser Situation die Frage in Europa, in Österreich: Wieso gibt es nicht mehr Druck auf die Palästinenser, die Geiseln freizulassen und diese ganze Situation zu beenden? Ein Schlüssel hierfür wäre Katar, das Milliarden in den Gazastreifen investiert hat und Dutzende Hamas-Führer beherbergt. Europa sollte längst die Kataris dazu gebracht haben, der Hamas ein Ultimatum zu stellen, die vorliegenden Waffenstillstandspläne zu akzeptieren und die Not der eigenen Bevölkerung zu beenden.

Aber genau das wollen Kataris und Hamas nicht, würde dies doch das Ende ihres Einflusses in Gaza bedeuten. Ein weiterer Hamas-Freund, der türkische Präsident Erdogan, wird von den Europäern ebenfalls mit Glacéhandschuhen angegriffen. Diese Scheinheiligkeit ist nicht auszuhalten. Wer ein rasches Ende des Krieges will, sollte Katar und die Türkei „überreden“, Hamas zu zwingen, die vorliegenden Waffenstillstandvorschläge raschest zu akzeptieren.

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