Das rote Satireprojekt

Traditionsadresse: "Die Löwelstraße" ist zum Synonym für die
SPÖ geworden.
Die Präsidiumssitzung der SPÖ am Mittwoch hatte viele ratlose Gesichter zurückgelassen – intern und extern. Die Granden der Sozialdemokratie hatten es nicht geschafft, für eine Mitgliederbefragung über die Führungsspitze ein Prozedere zu finden, das der Würde der Partei entspricht und für ein bindendes Ergebnis sorgen kann.
Plötzlich gab es mit Niki Kowall neben Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil einen dritten Kandidaten. Dazu kamen noch einige bisher unbekannte Basisfunktionäre, die es als sportlich ansehen, sich ebenfalls abfragen zu lassen. Für den nächsten Paukenschlag sorgte Traiskirchens Bürgermeister und Parteirebell Andreas Babler, der wenige Stunden nach seiner Angelobung zum Bundesrat ebenfalls eine Bewerbung abschickte. Worüber vor allem seine linke Twitter-Anhängerschaft jubelte. Niki Kowall nutzte das für einen geordneten Rückzug. Dafür wollte plötzlich Ex-BZÖ-Mann Gerald Grosz SPÖ-Parteimitglied werden und genauso um den Parteivorsitz rittern. Das wurde ihm verwehrt.
Das alles klingt nach einem roten Satireprojekt, ist aber Realität. Die SPÖ wird jetzt alle Hände voll zu tun haben, um nicht in diesem selbst verursachten Strudel hinabgezogen zu werden. Zu schaffen ist es nur, wenn endlich an die Partei und nicht nur an persönliche Besitztümer gedacht wird. Andernfalls wird die Mitgliederbefragung das Führungsproblem nicht lösen, sondern vielmehr Brandbeschleuniger sein.

Martin Gebhart
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