2024 steht ein Wahljahr an, und wenn SPÖ-Chef Babler wirklich ein Comeback schaffen will, muss er Wichtiges von Unwichtigem trennen und die Grundpfeiler seiner Politik einschlagen. Es gibt etwa eine Reihe an Genossen, die mit "Tempo 100" oder einer Cannabis-Legalisierung nichts anfangen können. Da hilft es wenig, wenn Babler hinterher nur von persönlichen Ansichten spricht.
➤ Mehr lesen: Vranitzky: "Entgleisungen von Kickl regen mich nicht besonders auf“
Das erste große Thema Bablers, die 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, wirft aber ebenso Fragen auf: Wie kann das funktionieren, wenn die Menschen weniger arbeiten, die Produktivität aber hoch bleiben muss, um international wettbewerbsfähig zu bleiben? Selbst die Arbeiterkammerpräsidentin ist bei der 32-Stunden-Woche zurückhaltend (siehe Seite 4). Eine Arbeiterpartei sollte sich vor allem über die Arbeit definieren, und ihren Mitgliedern und Wählern Stolz auf die eigene Arbeit einimpfen. Das passiert viel mehr darüber, dass Arbeit ordentlich bezahlt werden muss – Stichwort Mindestlohn – und Arbeiten leichter möglich sein muss. Vor allem, dass nicht so viele Menschen in Teilzeitjobs arbeiten müssen, weil die Kinderbetreuung fehlt.
➤ Video: SPÖ-Chef Andreas Babler im großen KURIER-Interview
Thema Vermögenssteuer: Wie können und sollen Reiche fair und transparent mehr zu einem funktionierenden Staat beitragen, ohne dass sie billig von SPÖ-Funktionären in sozialen Medien an den digitalen Pranger gestellt werden?
Und wo sind die roten Vorschläge gegen die Teuerung, die nicht nur Populismus wie etwa Zinsdeckel für Banken beinhalten, die in der Realität nicht umsetzbar sind?
Auch das Verhältnis zur ÖVP wird Babler kitten müssen, wenn man eine Koalition mit der FPÖ weiter ausschließt. Im Rückspiegel jedenfalls war es vor allem die Große Koalition, die in Krisenzeiten Weichenstellungen in diesem Land vorgenommen hat. Und wichtige Entscheidungen stehen in den nächsten Jahren so einige an. Dafür braucht es einen klaren Kopf, weniger Populismus und mehr Pragmatismus. Es liegt am Parteichef.
Kommentare