Warum Polster mit seiner ÖFB-Klage nicht gewinnen kann
Peter Gutmayer
28.12.23, 16:06Toni Polster ist eine österreichische Fußball-Legende. Unumstritten – bis jetzt.
Mit der Klage gegen den ÖFB kratzt Polster jedoch selbst an diesem Status. Es geht um die Anerkennung von drei „inoffiziellen“ Länderspielen in den 80er-Jahren (gegen Liechtenstein, Tunesien und Marokko) und drei vom Ex-Stürmer in diesen Partien erzielten Toren.
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Wenn Toni Polster zur Pressekonferenz ruft, dann kommt man. Pech, dass der Stargast gezwungen war, kurzfristig abzusagen. Am Abend wurde klar, warum. Der Wiener musste notoperiert werden.
So mussten die Journalisten in der Kantine von Wiener Viktoria mit Wurstsemmeln und den Anwälten Manfred Ainedter und Alexander Hiersche vorliebnehmen.
Möglich, dass Ainedter recht hat, wenn er sagt: „Offizielle und inoffizielle Länderspiele gibt es nicht.“
Möglich, dass es Polster tatsächlich nicht um seinen Torrekord geht. Aktuell hält er bei 44 ÖFB-Toren, Marko Arnautovic ist ihm mit 36 Treffern gefährlich nahe gerückt. „Es geht ihm um sein Lebenswerk“, erklärt Ainedter.
Möglich, dass es wirklich alleine am ÖFB liegt, ob er die Spiele und Tore anerkennt. „Der ÖFB führt die Länderspielbilanz, die FIFA ist dafür nicht zuständig“, erklärt Hiersche. Der ÖFB sieht das jedoch anders.
Möglich, dass es in dem Streit keine Rolle spielt, ob bei den besagten Partien Akteure aus- und wieder eingewechselt wurden. „Zulässig, weil so vereinbart“, sagt Hiersche. „Sonst dürfte das WM-Viertelfinale von 1986 auch nicht zählen, als Maradona ein Tor mit der Hand erzielt hat“, ergänzt Ainedter.
Möglich, dass der letzte Vergleich etwas hinkt.
Möglich, dass die Anwälte „Rechtsgeschichte schreiben“ werden, den Fall gewinnen und Polster bald mit 47 Toren in 98 Länderspielen geführt wird.
Fakt ist jedenfalls, dass es in dieser Causa keinen Gewinner geben wird. Selbst im Erfolgsfall bleibt ein fahler Beigeschmack. „Ich bin lieber eine Legende als ein Denkmal. Auf ein Denkmal scheißen die Tauben“, sagte Polster einmal.
Bleibt zu hoffen, dass er legendär bleibt.
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