Geopolitik: Amerika ist nicht zurück

Geopolitik: Amerika ist nicht zurück
Nachdem sie in Afghanistan in 20 Jahren kein nennenswertes „Nation Building“ zustande gebracht haben, müssen sich Washington und seine Partner eingestehen, dass ihre Strategie versagt hat.
Armin Arbeiter

Armin Arbeiter

„Amerika ist zurück“, hatte das Weiße Haus bei US-Präsident Bidens erster Auslandsreise im Juni getönt. Substanzielles kam bei seinen Treffen nicht zustande – schon damals zeichnete sich ab, dass Biden in vielen außenpolitischen Aspekten den Kurs seines Vorgängers Donald Trump weiterführen wird. Schon damals stand fest, dass sich die USA – und damit alle Verbündeten – aus Afghanistan zurückziehen werden.

Nachdem sie dort in 20 Jahren kein nennenswertes „Nation Building“ zustande gebracht haben, müssen sich Washington und seine Partner eingestehen, dass ihre Strategie versagt hat. Der Glaube zu Beginn des Jahrtausends, dass alle Welt so sein will wie der Westen, hat sich mit der Machtübernahme der Taliban endgültig als Trugschluss erwiesen. Künftig also die Finger von Krisenherden lassen? Mitnichten. In der Geopolitik wird ein Vakuum rasch gefüllt – nicht von Freunden. Den damit einhergehenden Einflussverlust kann sich vor allem Europa nicht leisten. Insbesondere, weil Amerika nicht „zurück“ ist. Es wird Zeit, sich selbst realistische Ziele zu setzen – und diese konsequent zu verfolgen.

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