Wehrschütz sprach mit Vučić wenige Wochen nach dessen Putin-Besuch
Gefragt wurde Wehrschütz dabei auch, wann es ihm bewusst wurde, dass in der Ukraine ein Krieg ausbrechen wird. "Ich war nach dem Interview mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić davon überzeugt, dass es einen Krieg geben würde. Dieses Interview fand am 20. Dezember 2021 statt", antwortete der ORF-Journalist im fließenden Serbisch. Vučić sei, so Wehrschütz, einige Wochen zuvor bei Wladimir Putin zu Gast gewesen.
"Ich fragte Vučić nach dem Interview, was er davon halte, dass die Ukraine acht Manöver mit NATO-Ländern plane und welche Reaktion Russlands das nach sich ziehen könnte. Er sagte, dass er befürchte, dass der Ukraine nicht mal die Zeit für ein Manöver überbleibe. Für mich war es mehr oder weniger klar, dass das Krieg bedeuten würde", erklärte Wehrschütz gegenüber Kosovo online. Der serbische Präsident äußerte gegenüber seinem österreichischen Gesprächspartner zudem seine Befürchtung, Westeuropa und die USA würden Putin nicht ernst genug nehmen.
Vučić: "Putin sprach nicht mal drei Minuten über die Ukraine"
Wehrschütz' Aussagen hatten offenbar so hohe Wellen in Serbien geschlagen, dass Präsident Vučić in einem TV-Interview Stellung dazu nahm. "Ich habe verstanden, was in der Ukraine passieren würde - nicht aber, weil mir Putin zuvor irgendetwas verraten hatte. Er nahm sich bei unseren Treffen in der Regel immer 45 Minuten Zeit, um über die Ukraine zu sprechen. Doch diesmal sprach er nicht einmal drei Minuten darüber. Das sagte alles", erklärte Vučić gegenüber dem Sender Pink.
"Wenn er jedes Mal das Bedürfnis hat, darüber zu posaunen, und dieses Bedürfnis dann nicht mehr besteht, bedeutet das, dass die Entscheidung gefallen ist. Ich konnte nicht so offen darüber reden, habe aber unmissverständlich gesagt, dass ich große Veränderungen erwarte", sagte Serbiens Präsident und betonte, dass er sich nicht für einen Wahrsager halte, sondern lediglich "eins und eins zusammenzähle".
Die USA sollen "ihren eigenen Block" in der EU bilden
Einen Blick in die Zukunft konnte sich Vučić dennoch nicht verkneifen. Er erwarte, dass die EU schon im Juni eine Entscheidung über einen EU-Beitritt im Eiltempo treffen könnte.
Der 53-Jährige erwähnte während seines TV-Auftritts auch, dass die USA "ihren eigenen Block" innerhalb der EU bilden würde. Estland, Litauen, Lettland, Polen und die Ukraine sollen ihm angehören. Laut ihm werde es der "stärkste Block" in der Union sein, haben diese Länder doch zusammen mehr Einwohner als etwa Frankreich.
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