Türkei: Fans warfen Messer und Feuerwerkskörper auf kurdische Kicker
Beim Spiel der beiden Fußball-Drittligisten Bursaspor und Amedspor Sonntagabend kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Videos, die auf sozialen Medien kursieren, zeigen Bilder, in denen die Spieler von Amedspor mit Feuerwerkskörpern beworfen werden. Auch Messer und Patronenhülsen sollen am Spielfeld gelandet sein. Der Tormann wurde an mehreren Stellen getroffen. Vier Spieler und drei Verantwortliche des Vereins wurden zudem verletzt.
Auf Videos, welche die Tribüne des Gastgeber Bursapor zeigen, waren ebenfalls Transparente von Mahmut Yildirim und weißen Toros (weißer Renault, Anm.) zu sehen. Beides steht im Zusammenhang mit JİTEM (zu Deutsch etwa „Geheimdienst und Terrorabwehr der Gendarmerie“), welche für eine Reihe von Morden an meist kurdischen Menschen im Südosten der Türkei verantwortlich gemacht wird. Die Angriffe werden daher auch dem faschistisch-nationalistischen Lager zugeordnet.
Schon im Vorfeld des Spiels soll es zu Übergriffen gegen Amedspor-Spieler gekommen sein. In der Nacht von Samstag auf Sonntag soll sich ein Mob vor dem Hotel in Bursa, wo Amedspor eingecheckt hat, versammelt haben. Auf Videos ist zu sehen, wie rassistische Parolen gerufen und Feuerwerkskörper auf das Hotel geschossen werden.
Der offizielle Twitter-Account von Amedspor berichtet auch über Angriffe nach dem Spiel. "Unsere Fußballspieler wurden auch in den Korridoren der Umkleidekabinen von den Sicherheitsleuten sowie dem Klubpersonal körperlich angegriffen", schrieb der Klub auf Twitter.
Die Vorfälle sorgen seither für großen Aufschrei. Vor allem wird kritisiert, dass das Spiel nach den Ausschreitungen nicht abgebrochen, sondern bis zur 90. Minute weitergespielt wurde. Der Türkische Fußballverband wird aufgerufen, harte Konsequenten zu ziehen und Rassismus zu verurteilen. Innenminister Süleyman Soylu erklärte, Ermittlungen seien eingeleitet und verantwortliche Diensthabende suspendiert worden.
Bursaspor teilte hingegen ein Video auf Twitter, das Ausschreitungen während eines Spiels der beiden Mannschaften im September in Diyarbakir zeigt. Man hätte sich damals dieselbe Sensibilität gewünscht, hieß es.
Der Hintergrund
Die Motive für die Angriffe dürften politischer Natur sein. Amedspor war lange bekannt als Diyarbakır Spor. 2014 änderte Verein seinen Namen. Amed ist die kurdische Bezeichnung für das großteils von Kurden bewohnte Diyarbakır in Südanatolien.
Mit der Namensänderung wollte der Verein die kurdische Identität hervorheben. Seither sind der Verein und seine Spieler immer wieder Repressionen und Diskriminierungen ausgesetzt.
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