Nach Erdbeben: Weiterhin viele unidentifizierte Tote in Türkei

Nach Erdbeben: Weiterhin viele unidentifizierte Tote in Türkei
Laut Gerichtsmediziner nimmt Zahl ab, aber es gibt noch 2.500 nicht zuordenbare Fälle.

Mehr als einen Monat nach den verheerenden Erdbeben mit mehr als 50.000 Toten gibt es weiterhin viele Tote in der Türkei, die nicht identifiziert wurden. Die Zahl nehme zwar stetig ab, aber noch vergangene Woche habe man 2.500 Leichen nicht zuordnen können, sagte Ahmet Hilal vom Verein der Gerichtsmediziner im türkischen Sender NTV am Freitag.

Auch viele Vermisste

Die Toten würden meist via DNA-Tests identifiziert. Hilal zufolge wurden vor dem Begräbnis Blut, Gewebe-, Knochen- oder Zahnproben entnommen. In seltenen Fällen müssten aber auch Gräber wieder geöffnet werden. Es habe auch Verwechslungen bei den Beisetzungen gegeben. Menschen hätten etwa Leichen fälschlicherweise als ihre Verwandten beigesetzt, den Irrtum bemerkt und die Menschen dann erneut anonym bestattet.

Neben den vielen Unidentifizierten gebe es auch weiterhin viele Vermisste, die zwar aus den Trümmern geborgen worden seien, aber deren Spur sich danach verloren habe. Andere habe man bis heute nicht bergen können.

Untersuchung zu Vermissten und unbegleiteten Kindern

In der sozialen Medien etwa suchen etliche Menschen in der Türkei weiterhin nach Freunden, Partnern oder Verwandten. Die größte Oppositionspartei CHP hatte im Parlament eine Untersuchung zu Vermissten und unbegleiteten Kindern gefordert. Der Antrag wurde laut der Nachrichtenagentur Anka allerdings von der regierenden AKP und ihrem Partner, der ultranationalistischen MHP, abgelehnt.

Der Abgeordnete Ali Haydar Hakverdi von der CHP warf dem Staat in dem Zusammenhang vor, verantwortlich für voreilige Aufräumarbeiten und achtloses Vorgehen mit Baggern in den Trümmern zu sein. Von den Körpern sei so nichts übrig geblieben, zitierte Anka den Politiker.

Im Anschluss an eine Reise in die von den verheerenden Erdbeben betroffene Region hat die Menschenrechtsbeauftragte der deutschen Regierung dauerhafte Hilfe gefordert. "Nach wie vor fehlt es an allem, was für das konkrete Überleben gebraucht wird", sagte Luise Amtsberg und zählte auf: "Zugang zu Wasser, sanitäre Einrichtungen, Unterbringungen jenseits von Zelten, Bildung, psychosoziale und traumatologische Unterstützung" für die Überlebenden und Helfer.

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