Jad Turjman: Einer, der Großes bewirkte, ohne groß herumzutun

Jad Turjman: Einer, der Großes bewirkte, ohne groß herumzutun
Ein persönlicher Nachruf auf den Autor, der seine Flüchtlingsgeschichte in Literatur verwandelte - und nun am Berg verunglückte.

Manche Nachrichten wirken so absurd, dass man sie für einige Zeit gar nicht verarbeiten kann. Zu traurig, um wahr zu sein. Aber am Ende sind sie doch die blanke Wahrheit. Und das ist einfach nur furchtbar.

Oder wie soll man es sonst ausdrücken, dass Jad Turjman, Autor, Schriftsteller, Comedian, mit 32 Jahren tödlich verunglückte? Dass jemand, der einen Krieg, das Mittelmeer und ein griechisches Flüchtlingslager überstand und dann in den bayrischen Bergen starb?

"In Österreich wird wenig über Emotionen gesprochen", sagte Turjman, als ich ihn das erste Mal interviewte. Danach entwickelte sich eine Art Freundschaft zwischen uns. Jad und ich tauschten uns immer wieder aus. Trafen uns, wenn er in Wien war. Er schickte mir Kapitel seines Buches, das im Herbst erscheinen soll, und fragte mich um meine Meinung. Irgendwie verstanden wir stets, was der andere sagen wollte. Obwohl Jads Leben weder meinem und überhaupt wohl jenen der wenigsten in Österreich glich.

Von Damaskus ins Salzkammergut

Sein Leben begann in Damaskus, Syrien, und setzte sich ab 2015 in Österreich, im Salzkammergut fort. "Bevor ich nach Österreich kam, konnte ich zwei Wörter auf Deutsch: Hitler und Scheiße", erzählte Jad bei unserer ersten Begegnung. Da konnte er sich schon ausgezeichnet ausdrücken.

Jad schaffte es immer, alles zu sagen, alles verständlich zu machen. In seinen Büchern, in seinen Kolumnen, oder einfach auch nur in Gesprächen. Jad gab die Perspektive eines geflüchteten Menschen differenziert wieder. Jad war offen. Jad sprach ungeschönt über sein Leben, erzählte, was ihn beschäftigte und auch traumatisierte.

Jad sprach Probleme, Rassismus und Diskriminierung an. Jad war aber auch witzig und schuf Pointen, wo man eigentlich keine vermutete. Jad Turjman war einer, der Großes bewirkte, ohne je groß herumzutun.

Das letzte Mal sah ich Jad vor circa einem Monat. Er erzählte über die Arbeiten für sein neues Buch, woran er sonst noch arbeitete und auch, dass er gerade versuche, ein Visum für seine Eltern in Syrien zu beantragen - und wie schwierig das sei. Es hätte das erste Mal sein sollten, dass sie ihn Österreich besuchten. 

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