EU-Gegner sind in Serbien erstmals in Überzahl

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Die Meinungsforscher bringen die Ergebnisse der Umfrage mit dem Ukraine-Krieg in Verbindung.

In Serbien ist der EU-Skeptizismus bedeutend angestiegen, Meinungsforschern zufolge vor allem wegen des Ukraine-Kriegs. Zum ersten Mal haben sich bei einer Umfrage nun mehr Befragte gegen den EU-Beitritt als dafür ausgesprochen. Wie die Tageszeitung Blic am Donnerstag berichtete, sind bei einer Umfrage der Meinungsforschungsagentur Ipsos 44 Prozent der Befragten gegen den EU-Beitritt Serbiens und nur noch 35 Prozent dafür. Weitere 21 Prozent haben demnach keinen Standpunkt.

Die Zeitung gab nicht an, wann genau die Umfrage durchgeführt wurde, allerdings wurde Ipsos-Chef Marko Uljarević zitiert, der die Resultate mit dem Ukraine-Krieg in Verbindung brachte. Konkret dürfte es sich seiner Ansicht nach um eine Reaktion auf den wachsenden internationalen Druck auf Serbien handeln, sich den internationalen Sanktionen gegen Russland anzuschließen.

"Hoher Preis"

Serbien würde einen "hohen Preis" bezahlen, weil es sich den Sanktionen nicht angeschlossen habe, meinte am Donnerstag auch Präsident Aleksandar Vučić, ohne konkrete Details anzugeben. Er berief sich auf eine andere Umfrage, die zeige, dass sich 75 Prozent der Serben den Sanktionen gegen Russland widersetzen und nur 13 Prozent diese unterstützen würden.

Serbien hatte den russischen Angriff auf die Ukraine verurteilt, wollte sich den Sanktionen allerdings nicht anschließen. Moskau ist der wichtigste Verbündete Belgrads in der Kosovo-Frage. Serbien lehnt es nach wie vor ab, die Unabhängigkeit seiner einstigen Provinz anzuerkennen.

Die Europäische Union hatte 2014 die Beitrittsverhandlungen mit Belgrad aufgenommen. In den vergangenen Jahren, zum Teil auch infolge der Coronavirus-Pandemie, hatte Serbien nur geringe Fortschritte im Beitrittsprozess gemacht. Der EU bleibt aber der wichtigste Außenhandelspartner des Balkanlandes.

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