Das richtige Craft Bier zum Weihnachtsessen
Christian Tomitsch schenkt im niedrigen Keller zwei Gläser vom Winterbock ein, zeigt dann auf eine Reihe Bierkisten, die an der Wand stehen. Nummeriert bis zur Zahl 34. „Ich habe unzählige Brauversuche gemacht, bis ich zufrieden war.“ Seit November verkauft er nun drei Sorten „Sitzenberger“-Bier. 2022 soll dann ein Weizenbier folgen.
Als Garagen-Start-up sorgt er jedenfalls in Sitzenberg-Reidling, südlich der Donau im Tullnerfeld, für regionale Furore. Tomitsch braut das Bier großteils mit lokalen Rohstoffen, trifft damit den Nerv der Zeit. Im örtlichen Supermarkt und beim Wirt ist es bereits erhältlich. Er will Bierkultur leben. Was bei Wein üblich ist, setze sich auch bei Bier durch: Food Pairing. Heißt, auf Aromen achten, Essen und Trinken gelungen kombinieren. Kreative Biere, „handwerklich gebraut, ohne chemische Zusätze“, seien dafür optimal.
Ein Winterbock – seiner hat 7,9 Volumsprozent Alkohol – harmoniere beim Weihnachtsessen hervorragend mit Wild und Geschmortem, „passt auch zu Braten und kräftigem Käse“. Er hat den Bock mit Ingwer, Waldhonig, Doldenhopfen und Tannentrieben verfeinert. Ideale Trinktemperatur: sieben Grad.
Für den heimischen Gaumen gewagter ist ein Indian Pale Ale (IPA), eine beliebte Sorte bei Craft Bieren. Der fruchtig-blumige Zitrusgeschmack des Sitzenberger „Opal“ entsteht durch Spezialmalze, und in jedem Opal steckt sein Doldenhopfen. „An der Hausmauer habe ich Hopfenpflanzen hochgezüchtet“, zeigt Tomitsch auf die Ranken. Ein IPA ist sein Tipp, wen man am Heiligen Abend gegrillten Fisch, Gerichte aus dem Smoker oder Burger serviert. Trinktemperatur: acht Grad.
Wer Meeresfrüchte oder ein Grillhendl isst, dem würde er ein Belgisch-Blond einschenken. Seine Variante hat er „mit drei der schärfsten Chili-Sorten veredelt“. Diese Sorte Bier harmoniere perfekt mit dunkler Schokolade. Trinktemperatur: sechs Grad.
Craft Bier aus dem Tullnerfeld
Mittlerweile hat fast jede Region ihren Biermacher. Die Sitzenberger Biermanufaktur bietet drei Sorten an: Belgisch- Blond, Opal (ein IPA) und Winterbock. Ab-Hof-Verkauf jeden Do., 17–18 Uhr, Karl-Fischer-Straße 21a, Sitzenberg-Reidling
Tomitsch ist Quereinsteiger. Im ersten Lockdown hatte der dreifache Familienvater Zeit, kostete sich durch Spezialbiere und war dermaßen begeistert, dass er zu Hause mit einer Dreißig-Liter-Brauanlage experimentierte. Er absolvierte einen Biersommelier-Kurs, wagte den Schritt zur Produktion, mietete sich bei „BrauSchneider“ in Schiltern ein und rechnete seine Rezepturen auf den dortigen Zweitausend-Liter-Kessel hoch. Das Wagnis glückte. Der Keller wurde zum Lager umfunktioniert, die Garage ist der Vertrieb und der Hopfen-Wurzelstock im Garten eine Investition. „Der wird bis zu fünfzig Jahre alt“.
Alte Kunst des Bierstachelns
Im Wintergarten, wo seine Frau Michaela im Kamin ein Feuer schürt, hantiert der Brauer vorsichtig mit einer glühenden Eisenstange und führt noch die Kunst des Bierstachelns vor. Im Mittelalter brachten Schmiede so das im Winter draußen gelagerte Bier auf Trinktemperatur. Der Schaum wird feinporig, süß. Kaum zu glauben: Auch warmes Bier schmeckt.
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