Wirbel um Zertifizierung: Toblerone ist jetzt halal

Toblerone ist eine Schweizer Schokoladenmarke, die in 122 Ländern der Welt verkauft wird.
Die Zackenschoko gilt jetzt als halal. An der Herstellung ändert sich nichts. Die Aufregung ließ dennoch nicht lange auf sich warten.

Der US-Konzern Mondelēz produziert Toblerone künftig halal. Damit ist die bekannte Schweizer Zackenschokolade auch für religiöse Muslime essbar. Am Originalrezept der Kultschokolade ändert das nichts – dennoch ist die Aufregung groß. Auf Social Media drückte unter anderem auch FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky seine Ablehnung gegenüber der Marke aus.

Zertifizierung für Produktionsstätte

Vor zwei Tagen vermeldete die Schweizer Tageszeitung Blick, dass Mondelēz für die weltweit einzige Tobleronefabrik in Bern eine entsprechende Zertifizierung erhalten habe. Diese bestätigt, dass dort Zutaten und Produktion Halal-Standards entsprechen. "Die Originalrezeptur der Toblerone blieb dabei unverändert", bestätigte eine Sprecherin der Zeitung. Begründet wird die Umstellung vonseiten Mondelēz damit, dass Toblerone zu 97 Prozent in den Export geht.

" Halal" ist ein arabisches Wort und steht für alle Dinge und Handlungen, die aus islamischer Sicht gestattet, zulässig und islam-konform sind. Die Bezeichnung wird neben rituell korrekt geschlachtetem Fleisch etwa auch für hochverarbeitete Lebensmittel verwendet. Ist diesen Gelatine aus Schweinefleisch zugesetzt oder bestehen sie auf Alkoholbasis, sind sie nicht zum Verzehr für gläubige Muslime geeignet.

Boykottaufrufe gegen Firmen

In der westlichen Welt ist halal vor allem eins: ein politisch aufgeladener Begriff. In der Vergangenheit waren Unternehmen, die ihre Produkte mit dem Prädikat halal bewerben, bereits des Öfteren mit Boykottaufrufen konfrontiert worden. Dabei werden die Zertifizierungen von den Unternehmen teilweise schlicht aus werblichen Gründen vorgenommen, etwa bei Lebensmitteln wie Teigwaren, bei denen von vornherein kaum die Möglichkeit besteht, gegen die Vorschriften zu verstoßen.

Auch im Fall von Mondelēz wird mit der Zertifizierung sehr wahrscheinlich das Ziel verfolgt, Toblerone am arabischen Markt zu etablieren. Um Proteste gegen die Marke zu umgehen, sieht Mondelēz dennoch davon ab, die Halal-Zertifizierung öffentlich breitzutreten oder auf den Verpackungen auszuweisen: "Die Halal-Zertifizierung ist nicht auf der Packung angebracht", heißt es gegenüber Blick dazu.

Reaktionen im Netz

Der Blick-Artikel wurde dennoch von vielen Medien aufgegriffen und die Meldung verbreitete sich daraufhin rasch im Netz – und schlug dort Wellen.

Eine entsprechende Meldung von Focus Online wurde etwa laut der Plattform bento.de am Sonntag zum deutschsprachigen Artikel mit den meisten Social-Media-Interaktionen. Ganze 32.700 Reaktionen gab es auf den Artikel auf Facebook und Twitter.

In den Kommentaren zu diesem und anderen Postings drücken viele Nutzer Ärger und Spott aus.

Auch FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky reagierte mit Unverständnis auf die (vermeintliche) Neuerung. Er postete entsprechende Online-Artikel der Zeitungen Krone und Österreich auf Twitter und Facebook. Auf letzterem sozialen Netzwerk schrieb er "Wer braucht Halal-Schoko? Ich nicht! Ihr?" dazu.

Vilimsky lieferte sich am Dienstag auch ein Twitter-Duell mit dem FPÖ-kritischen Account "FPÖ Fails". Dort hatte man auf Vilimskys Ärger über Halal-Schokolade rasch reagiert und einen Screenshot von der Homepage des Getränkeherstellers Red Bull getwittert. Demnach ließ sich auch das österreichische Top-Unternehmen halal zertifizieren, um auf dem weltweiten Markt zu reüssieren.

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Doch auch eine Gegenbewegung beansprucht das Thema im virtuellen Raum für sich. Viele User mokieren sich etwa über die entrüsteten Kommentare oder versuchen einen Kontext für die Meldung zu schaffen.

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