Millennials
Nach dem Siegeszug des Online-Dating in den vergangenen 15 Jahren ist der prognostizierte Online-Baby-Boom eine logische Folge: Längst heben sich keine Augenbrauen mehr, wenn Verliebte erzählen, sie hätten sich auf Tinder, Parship oder ähnlichen Portalen kennengelernt. In Österreich sind monatlich ca. 720.000 Singles auf der Suche nach einer Partnerschaft via Online-Dating, rechnet das Vergleichsportal www.singleboersen-vergleich.at vor, weitere 390.000 Singles suchen einen Sexpartner online (auch aus solchen Verbindungen sollen schon E-Babys entstanden sein). Vor allem Millennials, die heute 18- bis 35-Jährigen, setzen auf virtuelles Anbandeln: Fast ein Viertel der Beziehungen in dieser Generation beginnt laut eHarmony im Internet, 20 Prozent entstehen am Arbeitsplatz, 19 Prozent im Freundeskreis, nur 17 Prozent in Bars oder Clubs. „Tatsächlich nimmt die Zahl der Paare, die sich im Internet kennenlernen, zu. Das bedeutet aber nicht, dass die klassischen Formen, eine Beziehung zu knüpfen, verschwinden“, erklärt der Psychotherapeut Christian Asperger.
„Online-Dating ist eine zusätzliche Möglichkeit, die einfach, schnell und zielgerichtet ist. Meine Hypothese ist, dass gerade Berufstätige wegen Zeitmangel über Online-Datingbörsen Partner suchen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie schneller über das Thema Familiengründung nachdenken.“
Gerade für Singles, die einen potenziellen Kindsvater, eine potenzielle Kindsmutter suchen, eignen sich digitale Partnervermittlungen. Die Wienerin Margarete Wana etwa sagt, sie wäre dem Vater ihrer Tochter in freier Wildbahn nie über den Weg gelaufen (siehe unten). „Online kann man schon im Vorhinein filtern, zum Beispiel, was die politische Einstellung betrifft. Das Kennenlernen ist so viel effizienter.“
Herausforderungen
Etwa 2,8 Millionen „E-Babys“ sollen laut der britischen Studie in England seit der Jahrtausendwende das Licht der Welt erblickt haben. In spätestens zwanzig Jahren wird sie wohl niemand mehr als „E-Babys“ bezeichnen – sondern einfach nur als Babys.
Eines ist gewiss: Alle Jungeltern stehen vor denselben Herausforderungen, unabhängig davon, wo sie einander gefunden haben. „Das hat nichts mit der Art des Kennenlernens zu tun“, sagt Asperger, „sondern mit den beteiligten Personen, ihrer Stabilität, ihren Wünschen und Fähigkeiten.“
Der Storch kam aus dem Internet
Margarete Wana lernte den Vater ihrer Tochter online kennen
Hätte Moritz (9) nicht die Feuchtblattern gehabt, wäre er heute wohl kein großer Bruder. „Aus Langeweile“ meldete sich seine Mama Maragarete Wana während der Quarantäne bei einer Online-Partnervermittlung an.
„Ich hatte keine ernsten Hintergedanken“, erzählt die auf Hausgeburten spezialisierte Hebamme (www.zuhausegeboren.at), die von Moritz’ Vater schon länger getrennt war. Doch dann führte sie der Algorithmus zu IT-Berater Thomas.
„Vor dem ersten Treffen hatte ich keine Erwartungen, doch es war bald klar, dass wir uns verliebt haben. Ein wichtiges Kriterium war, dass es mit Moritz funktioniert.“ Das tat es – die beiden zogen zusammen, ein Jahr nach dem ersten Date wurde die 37-Jährige schwanger. „Ich hatte keinen großen Kinderwunsch mehr, aber Thomas wollte gern Vater werden. 2018 kam unsere Tochter Hermine zur Welt.“ War die erste Zeit mit ihrem „E-Baby“ anders als mit ihrem Sohn? „Überhaupt nicht“, sagt die Hebamme, „mein Erziehungsstil ist ja derselbe. Ich bin ein großer Fan dieser Partnerbörsen. Ohne Internet wären Thomas und ich uns nie begegnet.“
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