
Wandern auf Zypern: Tipps für die Insel abseits des Sommers
Rund um Paphos zeigt Paphos seine Vielfalt. Sie ist ideal für einen Besuch in den Herbstferien. Das Wasser ist noch nicht zu kalt zum Schwimmen und die Sonne mild genug zum Wandern.
Wer auf Zypern wandert, kann die Natur in all ihrer Fülle erkunden. Während Kiefern, Zedern und Zypressen Schatten spenden, weht einem der intensive Duft von mediterranen Kräutern um die Nase. Früher war die Insel über und über mit Wald bedeckt. Doch der Mensch hat dafür gesorgt, dass diese Zeiten lang vorbei sind. Heute macht der Wald nur noch 21 Prozent der Inselfläche aus.
Grund dafür ist ein Metall – und das menschliche Bedürfnis danach. Einst war es so wichtig, dass ihm Zypern sogar den Namen „aes cyprium“ gab – das „Erz von Zypern“. Später wurde daraus „cuprum“, Kupfer, das auf Zypern bereits seit der Antike abgebaut wird. Zur Gewinnung von einem Kilogramm Kupfer wurden 150 Kilogramm Holzkohle benötigt. Damit schwand der Wald. „Vor zehntausend Jahren gab es hier sogar Elefanten und Nilpferde, die so klein waren wie Wildschweine“, erzählt Tourguide Pantelis Sofokleous. Der 59-Jährige lebte viele Jahre in Bayern und kann seinen Gästen allerhand über Zypern erzählen. Die kleinen Tiere verschwanden, die Skouriotissa-Mine kam. Sie ist heute die älteste Kupfermine der Welt.

Pantelis Sofokleous weiß viel über die Pflanzenwelt und die Geschichte Zyperns.
©Conny DerdakBetrachtet man die Küste, möchte man an vielen Stellen meinen, man befände sich an der Algarve: Steilklippen aus Kalkstein, darunter tosendes, kristallklares Meer. Schön für den Menschen, nicht so schön für die Natur: Denn klares Wasser bedeutet, dass es nicht mehr viele Fische gibt. „Wenn das Wasser so klar ist, fehlt Plankton“, erklärt Pantelis. „Wir haben in den letzten Jahrzehnten viele Stauseen gebaut, damit wir auf der Insel Wasserreserven haben.“ Insgesamt sind es derzeit 105. „Wegen der Stauseen fließt weniger Süßwasser ins Meer. Das bedeutet weniger Plankton, und das wiederum weniger Nahrung für die Fische.“

Beim Wandern auf Zypern sieht man immer wieder Strände. Und im Herbst ist das Wasser noch nicht zu kalt, um zu baden.
©Cornelia DerdakBadewetter im Herbst
Die schönsten Strände gibt es auf der Akamas-Halbinsel im Westen Zyperns, sagen die Einheimischen. Bei Wassertemperaturen von 25 bis 28 Grad im September lässt es sich herrlich baden. Im Oktober sind es durchschnittlich 24 bis 25 Grad.
Und im Naturschutzgebiet lässt es sich mit Blick auf die Strände auch herrlich wandern. Der Wanderweg „Smigies“ startet bei einer Eselfarm und führt vorerst auf einem breiten Weg durch typisch mediterrane Vegetation. Später zweigt man auf den Wanderweg „Adonis“ ab, der steil bergab führt und traumhafte Blicke auf das Mittelmeer eröffnet. Es regnet wenig, die Pflanzen müssen sich an diese rauen Gegebenheiten anpassen. Bis auf achthundert Meter Höhe wachsen viele niedrige Kräuter wie Rosmarin, Salbei, Thymian und Oregano. Der Unterschied zu den Kräutern auf unserem Balkon: Die zypriotischen Kräuter riechen und schmecken viel intensiver, weil sie durch den Wassermangel im steinigen Gelände sehr genügsam sein müssen – und umso mehr ätherische Öle entwickeln. Hier wächst auch der Johannisbrotbaum oder Karobbaum. Aus den Schoten machen die Zyprioten Karob-Sirup, der für picksüße, typisch zypriotische Süßspeisen wie Pastelli, Soutzoukos oder Terzellouthkia verwendet wird.
Orchideen im Frühling
In der Antike hatte die Pflanze einen anderen Nutzen: Die Samen der Johannisbrotbaum-Frucht wiegen exakt 0,2 Gramm. Deswegen hat man sie verwendet, um Gewürze – und später Gold – zu wiegen. Aus dieser Zeit stammt das Wort Karat als Maßeinheit für den Feingehalt des Edelmetalls.
Von Februar bis April blühen wilde Orchideen, die sich – so man mit offenen Augen durch die Welt geht – beim Wandern entdecken lassen. Bereits im Februar blühen über hundert verschiedene Arten, je weiter der Frühling voranschreitet, umso mehr werden es: Insgesamt gibt es auf Zypern zweihundert verschiedene Orchideenarten.

Im Frühling blühen auf der Insel wilde Orchideen.
©Conny DerdakAuf Zypern wächst überhaupt sehr vieles – und das zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Zitrusbäume etwa, von denen es auf der Insel Tausende gibt. Sie blühen gleich zweimal pro Jahr. Für die Ernte ist das ein großer Gewinn, würde man meinen – schließlich tragen die Bäume auch zweimal pro Jahr Früchte. Das Problem sei jedoch, erklärt Pantelis: Keiner könne sie mehr sehen, die vielen Orangen, Zitronen, Pomelos und Grapefruits. „Die Ernte ist sehr mühsam und Arbeitskräfte sind teuer. Daher lassen viele Grundbesitzer die Früchte auf den Bäumen hängen, anstatt sie zu ernten.“
Zitronen und Mandeln
Einer, der das nicht tut, ist Chris Fysentzou. Er ist in Episkopi zuhause und führt mit großer Leidenschaft durch seinen Garten. Früher war er Koch in Deutschland, heute ist er in Pension, schwimmt jeden Morgen im Meer und verbringt den restlichen Tag in seinem fünftausend Quadratmeter großen Obst- und Kräutergarten. Wie viele Sorten in seinem Garten wachsen, weiß er gar nicht mehr. „Aber es sind bestimmt mehr als fünfzig“, sagt er. Und die bringen ihm immer wieder Neues bei. „Wenn es regnet, bekommen die Zitronen eine dickere Schale. Die eignet sich wunderbar zum Kandieren“, teilt er sein Wissen. Zum Kandieren eignet sich auch die eigentümlich aussehende Zitrusfrucht „Buddhas Hand“. Sie hat kein Fruchtfleisch, sondern besteht nur aus Schale und Mesokarp, der weißen, schwammigen Schicht darunter. Das Fruchtfleisch der Fingerlimette hingegen hat viele kleine Perlen, die liebevoll „Limettenkaviar“ genannt werden. Auf Zypern isst man übrigens die Zitronen grün. Dann seien sie frisch, heißt es. Gelbe Zitronen gelten auf Zypern als alt. „Die essen nur die Touristen“, lacht Chris.

Chris Fysentzou baut in seinem Garten über fünfzig verschiedene Zitrusfrüchte an.
©Cornelia DerdakFeste rund ums Jahr
Die Mandelbäume der Insel blühen nur einmal im Jahr – je nach Wetter und Höhenlage von Jänner bis März. Früher wurden sie in Weingärten und auf Feldern als natürliche Zäune gepflanzt. Um die Mandeln im Spätsommer zu ernten, spannen die Zyprioten Netze unter die Bäume und schlagen die Kerne mit einem Stock vom Baum. Danach werden sie von der Sonne getrocknet – in der Regel auf dem Flachdach des eigenen Hauses. Es lohne sich, die Mandeln auf der Insel zu probieren, sagt Pantelis. Denn die zypriotischen Mandeln schmecken anders als die amerikanischen. Im kleinen Dorf Giolou findet jedes Jahr das Mandelfest statt – irgendwann im Frühling. Wann genau, das entscheiden die Bewohnerinnen und Bewohner von Giolou kurzfristig – je nachdem, wann die Bäume blühen. Dann gibt es Grießbrei mit Mandeln, Marzipan und Mandellikör. Die Zyprioten feiern gern und so gibt es viele Feste: das Tulpenfest im Frühling, das Feigenfest im Sommer oder das Weinfest im Herbst.

Mandelbäume wurden früher als natürliche Zäune gepflanzt.
©Cornelia Derdak„Kopiaste“ bedeutet „Komm und iss mit uns!“. Denn gegessen wird am liebsten gemeinsam. Beim Meze-Essen tischt der Wirt viele kleine Speisen auf, an denen sich alle bedienen. Getrunken wird die autochthone Rebsorte Xinisteri, der Nationalcocktail Brandy Sour aus Zitronensaft, Angostura-Tropfen, Soda und zypriotischem Brandy. Doch lassen Sie sich davon nicht täuschen. „Wir servieren ihn den Touristen als Willkommensgetränk. Wir selbst trinken aber anderes.“ Ouzo zum Beispiel, oder Tsipouro. Manch Zypriot nennt den Tresterbrand sogar sein Lebenselixier.
Info
Anreise
Ryanair fliegt mehrmals pro Woche direkt in unter drei Stunden von Wien nach Paphos. CO2-Kompensation via atmosfair.de: 21 Euro.
Übernachten
Das große Hotel Athena Beach ist direkt an der Promenade und bietet schöne Ausblicke auf das Meer. athena-cbh.com
Rundreise GTA Touristik hat eine achttägige Rundreise im Angebot: „Zypern zur Mandelblüte. Insel der Götter“, ab 1.380 Euro p. P., inkl. Flug. Termine: jeweils acht Tage ab 31.1.; 7.2. oder 14. 2. Infos: gta.at
Auskunft visitcyprus.com
Bodenschätze
Wer sich für römische Ausgrabungen interessiert, der muss nach Kourion. Die Stadt wurde 1200 vor Christus gegründet, hier lebten bis zu 20.000 Menschen. 365 n. Chr. wurde Kourion von einem Erdbeben zerstört. Seit rund fünfzig Jahren werden hier immer mehr Details freigelegt, die antike Stadt wird detailgetreu rekonstruiert: Mauern, Stelen, Mosaike.
Beeindruckende Mosaike befinden sich auch im Haus des Dionysos in Paphos. Im 2. Jahrhundert stand hier eine 2.000 Quadratmeter große Villa, die wohl einem reichen römischen Bürger gehörte und Dionysos gewidmet war.
Egal, zu welcher Jahreszeit: Wer auf Zypern unterwegs ist, erlebt mehr als nur Sonne und Strand. Zwischen blühenden Mandelbäumen, antiken Mosaiken und würzigen Kräutern entfaltet sich eine Insel, die ihre Gäste mit offenen Armen empfängt. Und spätestens, wenn die ersten bunten Meze-Teller auf dem Tisch stehen und jemand freudig „Kopiaste!“ ruft, weiß man: Hier will man bleiben – zumindest noch ein bisschen.
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