Weltreisender verrät: Das sind die größten Sorgen auf Reisen
Der vielreisende Wolfgang Godai war in über 170 Ländern und bringt meistens Erzählungen über Reisesorgen mit. Zwischen der Aufregung schimmert aber die Freude und Faszination eines Philantropen durch.
Wenn man die Bücher von Wolfgang Godai liest, fragt man sich recht schnell: Warum fährt der Mann immer wieder weg und war in mehr als hundertsiebzig Ländern? Schon in seinem Erstlingswerk „Paradies gibt’s nicht“ erzählte er vor allem von skurrilen und unangenehmen Situationen, nun liefert er mit „Chaos, Curry, Katastrophen“ eine Fortsetzung. Dabei gelingt es ihm zwar zwischen den Zeilen, die Faszination des Reisens immer wieder aus seinen Erlebnissen durchklingen zu lassen, aber dennoch bleibt die Frage: Wozu?
KURIER Talk mit Wolfgang Godai
KURIER: Die Unterzeile des Buches ist „meine verrücktesten Abenteuer als Weltreisender“. Was war denn das Verrückteste?
Wolfgang Godai: Ich berichte ja vor allem über den Alltag des Reisens, der oft gar nicht so idyllisch ist, als man sich im Nachhinein erinnert. Aber wenn man so viel gereist ist, ist einem automatisch mehr passiert, als wenn man sich in den üblichen touristischen Gebieten aufhält.
Geht es also darum, Reisen wahrhaftiger zu beschreiben als immer nur in der glitzernden Werbeoptik?
An den meisten verrückten Momenten ist man ja selbst schuld. Es geht um das Mystische, um das Skurrile, das ich erlebt habe. Geprägt haben mich dabei vor allem die Reisen in meiner Jugend, zum Beispiel meine fünf Interrail-Touren. Damals war das Reisen für mich das Stillen einer Sehnsucht. Sie waren Freiheit, Begeisterung und die Möglichkeit, Menschen kennenlernen. Es war euphorisch und da hat mich auch fast nichts gestört, da hat der Schlafsack gereicht oder irgendein Zug, wo man am Boden liegen konnte. Im Buch beschreibe ich zum Beispiel ausführlich eine Reise, die ich sehr blauäugig nur mit Rucksack und Zelt durch Tansania und Kenia gemacht habe – einfach autostoppen, ohne Geld. Da war ich 19 Jahre alt.
Kann man heute noch so wild und frei reisen?
In Afrika sicher nicht. Ich war blauäugig, es gab ja nicht einmal Lonely Planet, geschweige denn Internet. Ich hatte sehr viel Glück. In den späten 70er-Jahren war Ostafrika noch ungefährlich.
Ich erlebe in vielen Ländern Afrikas noch immer große Gastfreundschaft und fast immer Entgegenkommen. Nach Lektüre der beiden Bücher muss man fragen: Ziehen Sie Sorgen irgendwie auch an? Und warum fahren Sie dann immer wieder weg?
Mittlerweile nur noch aus Neugierde. Das Reisen selbst ist für mich als doch schon älteren Mensch ein bisschen strapaziös geworden, ich halte Air-Conditions nicht mehr aus, Flug-Langstrecken nicht mehr oder lange Busreisen. Aber da ist die Neugier, Landschaften oder Menschen zu sehen, die ich nicht kenne.
Gibt es denn andere Gründe, auf Reisen zu gehen?
Ich entspanne mich schon sehr gern auf schönen Stränden, wobei, die findet man auch nicht so leicht, gerade wenn man halt etwas kapriziöser ist. Heutzutage ist fast auf jedem Sandstrand eine riesengroße Lautsprecherbox, die einen den ganzen Tag mit Gangsta-Rap beschallt.
Wolfgang Godais schlimmster Feind: Klimaanlagen in Flugzeugen
©Wolfgang Godai„Kapriziöser“ ist ein schönes Stichwort: Funktioniert Ihre Kunstform, alles immer sehr zynisch-kritisch zu sehen, weil Sie zwischendurch auch selbstironisch sind in dieser Rolle? Siehe das Foto aus dem Flugzeug (siehe oben).
Die Airlines selbst geben sich übrigens sehr zugeknöpft, warum es immer so kalt im Flugzeug ist. Und die Crew sagt, wenn man sich beschwert: Ja, aber da hinten in Reihe 17, der Herr, der hat gerade gesagt, dass ihm viel zu warm ist. Der Herr hat da meistens doppelt so viel Kilo wie ich. Also packe ich mich fest ein: Schauen, dass man mit winddichten Materialien auch seinen Kopf schützt, eine Gesichtsmaske ist auch nicht schlecht, und am besten ein Fenstersitz, da kann man sich zumindest auf einer Seite vor dem Gebläse schützen.
Wolfgang Godai: „Chaos, Curry, Katastrophen – Meine verrücktesten Abenteuer als Weltreisender“ Kleine Zeitung Edition. 272 Seiten, 19,90 €.
©Kleine Zeitung EditionSie sagen immer, es wird Ihre letzte Reise gewesen sein, aber es stimmt nie, Sie fahren immer noch mal weg. Welches Land muss noch unbedingt sein?
Ich wäre unglaublich gern durch die Sahara gefahren, das mache ich nicht, weil das ist mir zu gefährlich geworden. Aber das ist ein Sehnsuchtsort.
Sie bringen von Reisen auch immer wieder eindrucksvolle Bilder, etwa jenes mit den Einheimischen auf Papua-Neuguinea (oben). Was sagen Sie zur Debatte, ob solche kulturellen Darbietungen für Touristen noch zeitgemäß sind?
Die Indigenen in den Bergen und die sogenannten Schlammmenschen dort mit den Masken haben eine eindruckvolle Kultur, die sie immer schon gehabt haben. Natürlich werden dort Touristengruppen hingeschleust. Ich hatte das Glück, dass ich allein mit einem Einheimischen unterwegs war, wo diese Menschen auch so leben und wo sie ihre Tänze jeden Tag machen, weil das zu ihrem Alltag gehört. Und diese Kultur mit ihren Darbietungen ist nicht ganz unwichtig für das arme Papua-Neuguinea: Diese Stämme bekriegen sich in den Bergen, wo sie leben, auch permanent. Wo Touristengruppen regelmäßig hinkommen, verdienen die Stämme Geld, wodurch es ihnen besser geht. So haben sie auch weniger Lust, Krieg zu führen.
Kommentare