Drei Wanderer ruhen sich auf einem Hügel mit Blick auf einen Bergsee aus.

Weekender Lungau: Hier entspannt der Sommer

Der Lungau im Salzburger Land ist ein wahres Kleinod und eine der naturbelassensten Regionen Österreichs. Die freizeit hat einen fast weißen Fleck auf der Landkarte entdeckt.

Von Manfred Ruthner

Hochsommer, blitzblauer Himmel und strahlender Sonnenschein. Trotzdem ist es nicht heiß und die Luft fühlt sich angenehm an. Die weite, hügelige Hochebene des Lungau, umschlossen von sanft ansteigenden Wäldern und Almwiesen, liegt abseits großer Städte und Durchzugsrouten, nur wenige Ortschaften verstreuen sich auf rund 1.000 Höhenmetern über das weite Grün.

Diese wunderbare Landschaft gehört zum größten UNESCO Biosphärenpark Österreichs. „Wir sind dankbar, dass wir in der Natur leben dürfen, und wollen diese auch erhalten. Gehen Sie einfach hinaus in den Wald gleich vor der Tür und lassen Sie die Stimmung auf sich wirken“, rät Barbara Miedl, Chefin vom Gasthof und Hotel „Häuser im Wald“ in Mariapfarr.

Drei Wanderer ruhen sich auf einem Hügel mit Blick auf einen Bergsee aus.

So still wie der Schönalmsee liegt auch der Lungau selbst – als eine der ursprünglichsten Regionen Österreichs

©MARCO BORDONARO

Am Hang ragen dunkle Tannen empor, einzelne Sonnenstrahlen fallen auf den Waldboden und lassen die im Moos verborgenen Eierschwammerln gelbgolden aufleuchten. Weich federn die Schritte am Waldboden, zwischen den Ästen fliegen immer wieder kleine Vögel hoch. In der Stille, fernab von Stadt- und Straßenlärm, klingt ihr Zwitschern wie Musik. Weiter oben lichtet sich der Wald und gibt den Blick frei auf die schroffen Hänge der Tauern, die den Lungau nach Norden schützen. Nach Süden tun das die Kärntner Nockberge, die ebenfalls zum Biosphärenpark gehören.

Ich packe in meinen Koffer …

  • ... Wanderschuhe und einen Rucksack natürlich sowie Regenschutz für alle Fälle, aber auch ein Fernglas zum Entdecken von Wildtieren.
  • … Badesachen für eine Erfrischung in einem der kühlen Bergseen oder in den zahlreichen Freibädern.
  • … den Radhelm, führen doch viele erlebnisreiche Radtouren durch diese Region. Es gibt Genuss-Strecken und sportliche Mountainbike-Touren sowie viele Verleih- und Ladestationen.

Biosphäre zum Genießen 

Das helle Glucksen eines Baches begleitet eine Wanderung zur Zenzenmühle in Thomatal. Der Betrieb der vor rund 200 Jahren erbauten Wassermühle wurde bereits 1940 eingestellt, vor sechs Jahren hat sie der Lungauer Peter Moser als Ruine entdeckt und ihr mit viel Engagement ein neues Leben geschenkt.

Ein hölzerner Brunnen auf einer Bergwiese mit Blick auf die Alpen.

Bei der Trogalm am Großeck liegt dem Wanderer der ganze Lungau zu Füßen

©Manfred Ruthner

Stolz lenkt der Müller aus Passion den Wasserlauf des Bachs um und das Mühlrad setzt sich in Bewegung. Dann lädt Peter Moser die Besucher ins Innere ein. Er erklärt den Weg vom Getreidekorn zum feinen Mehl und führt auch in jene originalgetreu erhaltene Stube, in der sich der Müller bei rhythmischem Geklapper von seiner Arbeit ausruhen konnte. Anschließend zeigt er seinen Gästen einen erst vor kurzem nach alten Plänen erbauten, frei stehenden Holzbackofen, in dem er mehrmals pro Woche das Roggenbrot „Thomataler“ bäckt – Biosphäre zum Genießen. Der Marktplatz der Bezirkshauptstadt Tamsweg wird vom historischen Rathaus beherrscht; seine Fassade mit den kleinen Fenstern und einer Sonnenuhr ist von kantigen Ecktürmen flankiert. Zusammen mit weiteren stilgerecht renovierten Bauten, in denen sich Gasthäuser und Geschäfte befinden, ergibt das ein harmonisches Ganzes.

Fußbad und Preberschießen

Jeden Freitagvormittag findet hier der Wochenmarkt statt, auf dem Lungauer Produzenten und Landwirte Käse, Gebäck, Obst und Gemüse anbieten. Einige Minuten von Tamsweg entfernt liegt der malerische Prebersee auf 1.500 Meter Seehöhe. Der Rundweg um den Moorsee führt vorbei an blühenden Wiesen und ist von flechtenbehangenen Zweigen flankiert. Dazwischen laden Badeplätze zur Rast ein. Ein Fußbad reicht völlig, das kalte Wasser erfrischt sofort! Der Moorsee birgt allerlei Geheimnisse und seine besondere Wasserqualität ermöglicht das einzigartige Preberschießen, das seit 1834 zelebriert wird.

Eine Kirche mit hohem Turm thront über einer grünen Landschaft.

In der gotischen Wallfahrtskirche St. Leonhard an einem Hügel bei Tamsweg findet alljährlich der Musiksommer statt

©Manfred Ruthner

Dabei wird nicht direkt auf eine Scheibe, sondern auf deren Spiegelbild im Wasser gezielt. Durch die Dichte des Seewassers prallt die Kugel von der Wasseroberfläche ab und trifft im Idealfall die am gegenüberliegenden Ufer aufgestellte Scheibe. Das Preberschießen findet alljährlich am letzten Augustwochenende statt.

Eine rote Dampflokomotive zieht grüne Waggons durch eine ländliche Gegend, während Kinder auf Fahrrädern nebenher fahren.

Die Taurachbahn ist die höchstgelegene Schmalspurbahn Österreichs.

©Salzburger Lungau

Unweit der Burg Mauterndorf, dort, wo die Passstraße hinauf nach Obertauern beginnt, liegt die Talstation der Großeckbahn, die im Sommer nur wenig genutzt wird. Die LungauCard gilt hier als Ticket, entspannt kann man die Gondelfahrt, die Aussicht auf die Burg und den Blick in den Lungau genießen. In wenigen Minuten ist die Bergstation am 2.000 Meter hohen Großecksattel erreicht. Begleitet von blühendem Almrausch und dem Glockengeläute der Kühe umrundet man die beiden Trogalmseen.

Salzburger Nockerl-Konfekt auf einem Teller mit Blumen und einer Tasse „Alm Sommer Zeit“.

Lungauer Marzipan, wird als kalorienreiche Stärkung in Almhütten servier

©Salzburger Lungau

Alpen-Marzipan und Musik 

Nach einer rund einstündigen Wanderung durch hügeliges Gelände ist die Trogalm erreicht, wo einem der ganze Lungau zu Füßen liegt. Hier wartet eine köstliche Jause, mit Kaspress-Suppe und einem Stück vom Rahmkoch, auch Alpen-Marzipan genannt. Es gilt als besondere Spezialität im Salzburger Lungau, jede Sennerin hat ihr eigenes Rezept für die bekannte „Kaloriensünde“, eine Mischung von Butter, Rahm, Zucker, Anis, Zimt, Rum und Rosinen.

Kuriose Fakten

Wussten Sie, dass... 

  • ... Joseph Mohr bei der Uraufführung seines in Mariapfarr 1816 verfassten  „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ selbst als Sänger und Gitarrist mitwirkte? 
  • … die Umzüge mit dem Riesen Samson, die im Sommer stattfinden, in das UNESCO-Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes eingetragen sind?
  • … die Kugeln beim Preberschießen auf dem schweren, organisch angereicherten Wasser des Prebersees abprallen und erst dann die Schießscheiben am Ufer treffen?
     

In der gotischen Wallfahrtskirche St. Leonhard, die sich an einen Hügel bei Tamsweg schmiegt, findet seit mehr als 30 Jahren alljährlich der Musiksommer statt. Ins Leben gerufen wurde er vom Intendanten Horst Hofer, der sich an die Anfänge bestens erinnern kann: „Meine Gattin war die Tochter des Mesners und ich durfte in der Kirche, begleitet von einer Organistin, Trompete spielen. Ich war damals Student am Mozarteum in Salzburg und von der ausgezeichneten Akustik der Kirche fasziniert. So entstand die Idee, hier Konzerte zu veranstalten, und davon ließen sich sehr rasch führende Musiker aus ganz Europa begeistern.“ SolistInnen der Wiener Philharmoniker und anderer namhafter Sinfonieorchester sowie ausgewählte Ensembles interpretieren seither in St. Leonhard Musik aus Barock, Klassik und dem 20. Jahrhundert; auch echte Volksmusik findet hier ihren Platz.

Ein Holzhaus am Ufer eines Sees, umgeben von Bäumen und Bergen.

Schießstand am Prebersee: Es wird so geschossen, dass die Projektile am Wasser abprallen und die Zielscheibe an der Hauswand treffen

©mauritius images / Volker Preusser/Volker Preusser/mauritius images

Wo der Sommer klingt

Das eindrucksvolle Ambiente und die wunderbare Akustik dieses gotischen Juwels erlauben ein besonders intensives Erleben von Raum und Ton – so spannt sich einen ganzen Sommer lang ein Klangbogen über den Lungau.

Schirmherr des Musiksommers ist der ehemalige Generaldirektor der Albertina, Klaus Albrecht Schröder, dessen Gattin aus dem Lungau stammt. Seinen Tipp für ein besonderes Erlebnis vor oder nach dem Konzertbesuch verrät er der hier: „Von Tamsweg noch Norden durch das wildromantische Tal vorbei an alten Bauernhäuser nach Lessach fahren. Vom Bergbauerndorf führt eine leichte, etwa eineinhalbstündige Wanderung zur Wildbachhütte, wo man sich mit köstlichem Kaiserschmarren stärken kann. Zurück in Lessach unbedingt den Friedhof mit seinen einheitlich schwarzen Särgen besuchen. Er ist weltweit einzigartig und kunsthistorisch wertvoll. Seit dem 17. Jahrhundert werden hier alle Gräber als sogenannte Truhengrabmähler (Sarchen genannt) identisch gestaltet.“

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